Titel: Verbesserungen an der praktischen Anwendung gewisser bekannter Principien zur Erzeugung einer mechanischen Kraft, worauf sich Theodor Schwartz, Technolog, ehemals in Stockholm, dermalen aber in Bradfordstreet, Birmingham, in der Grafschaft Warwick, am 24. Aug. 1835 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 59, Jahrgang 1836, Nr. XXXIX., S. 260
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XXXIX. Verbesserungen an der praktischen Anwendung gewisser bekannter Principien zur Erzeugung einer mechanischen Kraft, worauf sich Theodor Schwartz, Technolog, ehemals in Stockholm, dermalen aber in Bradfordstreet, Birmingham, in der Grafschaft Warwick, am 24. Aug. 1835 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. December 1835, S. 215. Schwartz, uͤber die Erzeugung einer mechanischen Kraft. Gegenwaͤrtige Erfindung besteht in der Anwendung der Spannkraft irgend eines Gases zum Betriebe von Maschinen, und zwar auf aͤhnliche Weise, wie man sich des Dampfes in den gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Dampfmaschinen bedient. Der Patenttraͤger sucht naͤmlich die Expansivkraft des Gases dadurch zu Nuz zu bringen, daß er eine bestimmte Quantitaͤt des Gases von Wasser oder irgend einer anderen Fluͤssigkeit absorbiren laͤßt, indem er in das in einem verschlossenen Gefaͤße befindliche Wasser so viel von dem Gase eintreibt, als das Wasser davon aufzunehmen im Stande ist. Der Patenttraͤger bemerkt, daß es nicht wesentlich darauf ankommt, welches Gas man anwendet, daß er jedoch zu seinem Zweke dem salzsauren Gase den Vorzug gibt, indem dieses leichter als irgend ein anderes von dem Wasser absorbirt, und wenn es noͤthig ist, auch wieder davon abgegeben wird. Der Patenttraͤger sucht, nachdem er dieß vorausgeschikt, auf eine sehr gelehrte Weise genau jene Quantitaͤt Gas zu bestimmen, welche ein Cubikfuß Wasser oder irgend einer anderen Fluͤssigkeit unter einem hohen Druke aufzunehmen im Stande ist. Sich auf Priestley, Thomson und Ure stuͤzend, fand er in dieser Hinsicht, daß ein Fuß Wasser ein achtfaches Volumen oder 8 Fuß salzsaures Gas absorbiren kann. So kurz wir uns bis hieher faßten, so wollen wir nun bei der Beschreibung der Art und Weise, auf welche das Gas auf die Maschine wirken soll, so viel als moͤglich die eigenen Worte des Patenttraͤgers geben, damit wir hiebei nicht allenfalls in einen Irrthum verfallen. Man muß sich zuerst einen schmiedeisernen Behaͤlter von gehoͤriger Staͤrke und entsprechendem Rauminhalte, der zur Aufnahme der Fluͤssigkeit und des comprimirten Gases bestimmt ist, verschaffen. Dieser Behaͤlter muß mit Roͤhren, an denen sich Schieb- oder andere Ventile befinden, versehen seyn; und diese Roͤhren muͤssen den Behaͤlter mit dem Scheitel und mit dem Boden eines Cylinders, in den ein Kolben eingepaßt ist, in Verbindung bringen. Das Ende der Kolbenstange steht, wie an der gewoͤhnlichen Dampfmaschine, mit der Kurbelwelle in Verbindung. Die durch die Roͤhren hergestellte Communication zwischen dem Behaͤlter, in welchem sich die comprimirten Gase befinden, und dem Cylinder laͤßt sich mittelst Schieber oder mit Ventilen nach Belieben eroͤffnen oder absperren. Beim Eroͤffnen der Communication zwischen dem Behaͤlter und dem Boden des Cylinders stroͤmt das Gas in lezteren ein, und treibt in Folge seiner Expansivkraft den Kolben empor. Nachdem jedoch eine hinreichende Menge Gas in den Cylinder eingetreten ist, wird diese Communication abgesperrt; und dafuͤr aus einem mit der Maschine in Zusammenhang stehenden Behaͤlter ein Wasserstrahl in den mit dem Cylinder in Verbindung gebrachten Verdichter getrieben. Das Gas, welches den Kolben emporsteigen machte, wird von diesem Wasser absorbirt, und dadurch entsteht zwischen dem Boden des Kolbens und dem Boden des Cylinders ein Vacuum oder ein luftleerer Raum. Waͤhrend dieß geschieht, wird die Communication zwischen dem Scheitel des Cylinders und dem Behaͤlter eroͤffnet, damit oberhalb dem Kolben eine hinlaͤngliche Quantitaͤt Gas in den Cylinder eintreten, und dem Kolben dadurch eine Bewegung nach Abwaͤrts mitgetheilt werden kann. Dieses Gas wird dann seinerseits, nachdem es den Kolben herabgedruͤkt, durch Anwendung eines Wasserstrahles in dem Verdichter gleichfalls absorbirt, so daß nun zwischen dem Scheitel des Kolbens und dem Scheitel des Cylinders ein luftleerer Raum entsteht. Waͤhrend dieß geschieht, wird aber wieder die zuerst erwaͤhnte Communication zwischen dem Behaͤlter und dem Boden des Cylinders eroͤffnet, und auf diese Weise wird der Kolben abwechselnd ganz auf dieselbe Weise gehoben und herabgedruͤkt, auf welche dieß an den doppelwirkenden Dampfmaschinen durch Anwendung des Dampfes bewerkstelligt wird. Das in den Verdichter getriebene Wasser, welches durch Absorbirung des Gases den luftleeren Raum erzeugte, geht hierauf in einen geeigneten, mit dem Verdichter in Verbindung gebrachten Behaͤlter uͤber. Das in diesem Wasser enthaltene Gas kann durch eine gelinde Waͤrme neuerdings wieder daraus ausgetrieben werden, so daß die Maschine fortwaͤhrend mit demselben Gase in Thaͤtigkeit erhalten werden kann. Die Quantitaͤt des in dem Behaͤlter comprimirten Gases muß der Kraft, die die Maschine hervorbringen, und der Zeit, waͤhrend welcher es seine Kraft ausuͤben soll, entsprechen. Wenn der Kolben durch die Thaͤtigkeit der Maschine emporsteigt, so muß der Behaͤlter und das zur Aufnahme des verdichteten Gases dienende Gefaͤß mit sammt dem Inhalte abgenommen und durch ein anderes ersezt werden, welches alsogleich und mit Leichtigkeit dafuͤr angebracht werden kann. Am Schlusse bemerkt der Patenttraͤger, daß er die praktische Anwendung gewisser bekannter Principien: naͤmlich die Benuzung solcher Gase, die leicht vom Wasser und anderen Fluͤssigkeiten absorbirt werden, zur Erzeugung einer mechanischen Kraft als seine Erfindung in Anspruch nehme. Unter allen Gasen, die sich zu diesem Zweke anwenden lassen, gibt er dem Ammoniak den Vorzug, indem man sich dieses leicht verschaffen kann; indem es sehr rasch vom Wasser absorbirt wird; indem das Wasser dasselbe leicht wieder fahren laͤßt, und indem es keinen nachtheiligen Einfluß auf das Eisen ausuͤbt.Das London Journal bemerkt nichts uͤber den Widerspruch, der darin liegt, daß der Patenttraͤger im Eingange dem salzsauren Gase, und hier am Schlusse dem gasfoͤrmigen Ammoniak den Vorzug gibt, jenes waͤre uͤbrigens schon wegen seiner Wirkung auf das Eisen nicht anwendbar.A. d. R.