Titel: Ueber die Rolle, welche die plattirten Kupferstreifen spielen, womit man die zur Aufnahme eines photogenischen Bildes bestimmten Platten vor der Einwirkung des Joddampfes umgibt. Auszug aus einem Schreiben des Hrn. Daguerre.
Fundstelle: Band 76, Jahrgang 1840, Nr. XXXIII., S. 123
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XXXIII. Ueber die Rolle, welche die plattirten Kupferstreifen spielen, womit man die zur Aufnahme eines photogenischen Bildes bestimmten Platten vor der Einwirkung des Joddampfes umgibt. Auszug aus einem Schreiben des Hrn. Daguerre. Aus den Comptes rendus de l'Académie des sciences 1. Sem. 1840, No. 3. Daguerre, uͤber die Rolle, welche die plattirten Kupferstreifen bei dem photographischen Verfahren spielen. Hr. Daguerre gibt in diesem an die Pariser Akademie gerichteten Schreiben die verschiedenen Methoden an, nach denen er früher eine gleichmäßige Vertheilung des Jods auf der ganzen Oberfläche der zur Aufnahme der Lichtbilder bestimmten Platten zu erlangen suchte, und fügt nach Aufzählung der Gründe, die ihn bestimmten, den Metallstreifen (man vergleiche polytechn. Journal Bd. LXXIV. S. 191) den Vorzug zu geben, Folgendes bei. „Folgende Versuche haben mir bewiesen, daß diese Metallstreifen durchaus mit den Platten selbst von gleicher Natur seyn müssen: 1) Wenn man die aus plattirtem Kupfer bestehenden Metallstreifen umkehrt, d.h. wenn das Kupfer nach Oben gerichtet wird, so überladen sich die Ränder der Platte mit Jod; 2) wenn man statt der Metallstreifen Glasplatten nimmt, so fällt die Jodschichte an den Rändern gleichfalls diker aus; 3) wenn man die plattirten Metallstreifen stellenweise mit Gummilak bedekt, so zeigt sich an diesen Stellen dieselbe Wirkung, während sie unmittelbar neben diesen Stellen nicht Statt findet; 4) wenn man Platinstreifen statt Silberstreifen nimmt, so wird die Schichte gleichfalls an den Rändern diker; 5) eine gleiche Wirkung erfolgt bei der Anwendung von Streifen aus Pappendekel. Wäre es nicht der bei der Fixirung sich ergebenden Schwierigkeiten wegen, so könnte man die Breite der Streifen bis auf 3 Millimeter (1 3/10 Linien) vermindern; denn zu ihrer vollen Wirkung ist nichts weiter erforderlich, als daß zwischen ihnen und der Platte der Zusammenhang aufgehoben ist. Zum Beweise hiefür dient, daß das Resultat beinahe dasselbe ist, wenn man in einer Entfernung von 3 Millimetern von dem Rande der Platte mit einem Grabstichel einen bis auf das Kupfer eindringenden Strich zieht. Ich habe dieses leztere Verfahren, obwohl es die Anwendung der Metallstreifen allerdings zu ersezen im Stande ist, in der früher von mir gegebenen Beschreibung meiner Methode nur deßhalb nicht erwähnt, weil einige Uebelstände damit verbunden sind. Während der Reinigung der Platte füllt sich nämlich der mit dem Grabstichel gezogene Strich mit Bimsstein oder Trippel; auch hält er später beim Abwaschen Wasser zurük, wodurch Fleken entstehen. Bei einem neueren Versuche ergab sich mir ein Verfahren, welches beinahe dieselben Resultate gibt, wie die Anwendung der Metallstreifen, und welches ich, obwohl ich es nicht für thunlich halte, doch mittheilen will. Wenn man um die flach gelegte Platte herum mit Stärkmehl- oder mit Kalkpulver einen Rand macht, und wenn man mittelst eines mit Jod gesättigten Brettchens (man vergl. polyt. Journ. Bd. LXXV. S. 240) den Joddampf darauf fallen läßt, so saugen das Stärkmehl und noch mehr der Kalk das Jod begierig an sich, wodurch eine ziemlich gleichmäßige Vertheilung der Jodschichte bewirkt wird. Ich erlaube mir, sagt Hr. Daguerre, bei dieser Gelegenheit noch einige Worte über den zulezt von mir zum Jodiren der Platten angegebenen Apparat beizufügen. Jedermann kennt die Einfachheit dieses Apparates, der nur aus einem kleinen Kasten besteht, worin zwei Falzen enthalten sind, von denen der eine zur Aufnahme der jodirten Brettchen und der andere für das Brettchen, auf dem die Platte fixirt ist, bestimmt ist. Man weiß jedoch nicht, daß man das gesättigte Brettchen nicht jedesmal über das Jod zu bringen braucht, indem es, wenn es einmal gesättigt ist, einen ganzen und selbst mehrere Tage lang gebraucht werden kann, ohne daß es nöthig ist, es in den Jodkasten zurükzubringen. Die Geschwindigkeit der Wirkung erleidet Hiebet keine Abnahme, wenn man das gesättigte Brettchen in dem kleinen, mit den Falzen versehenen Kasten aufbewahrt. Wäre die Wirkung eine zu rasche, so könnte man sie auf zweierlei Weise langsamer machen; und zwar entweder indem man in dem Kasten zum Behufe der Entfernung des Brettchens einen dritten Falz anbringt, oder indem man den Kasten umkehrt und den Joddampf niederfallen läßt, wodurch die Wirkung um 2/3 verspätet wird. Ich bin übrigens noch nicht gewiß, ob sich der Joddampf, wenn er herabfällt, auf dieselbe Weise auf der Platte ansezt, wie wenn er an sie hinaufsteigt, und ob die auf erstere Weise erzielte Schichte der Erzeugung des Bildes und der Wirkung des Queksilbers eben so günstig ist.“