Titel: Ueber die Anwendung des Manganvitriols als Mittel gegen den Trokenmoder des Holzes; von F. Münzing in Heilbronn (Würtemberg).
Fundstelle: Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXXXIX., S. 364
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LXXXIX. Ueber die Anwendung des Manganvitriols als Mittel gegen den Trokenmoder des Holzes; von F. Muͤnzing in Heilbronn (Wuͤrtemberg). Muͤnzing, uͤber die Anwendung des Manganvitriols als Mittel gegen den Trokenmoder des Holzes. Bei den üblen Folgen, die der Trokenmoder im Bauholz etc. an feuchten, der freien Luft abgeschlossenen Orten hervorbringt, mußte es schon längst wünschenswert erscheinen, ein Mittel gegen dieses Uebel zu haben. Viele Chemiker beschäftigten sich schon damit, und es wurden verschiedene Salze mit mehr oder weniger Glük in Vorschlag gebracht und angewendet. Metallsalze überhaupt sollen nach englischen Technikern und nach Versuchen, welche die englische Regierung damit anstellen ließ, namentlich Queksilbersublimat am bewährtesten seyn. Der Schwamm entsteht bekanntlich durch den im Holz befindlichen Eiweißstoff, welcher durch die Metallsalze zum Gerinnen gebracht und dadurch unschädlich gemacht wird. Queksilbersublimat wird auch an dem beim Eisenbahnbaue nöthigen Holz zwischen Heidelberg und Mannheim angewendet. Gegen dieses Mittel wurde aber von deutschen Chemikern angeführt, daß es bei dem zu verschiedenen Zweken anzuwendenden Nuzholze leicht mit menschlichen oder thierischen Nahrungsmitteln in Berührung kommen und durch seine giftigen Eigenschaften nachtheilig werden könnte. Als weiteres Hinderniß seiner allgemeinen Anwendung erscheint aber besonders auch die nicht unbedeutende Auslage dafür.Auch die Anwendung von salzsaurem Zink zu diesem Zwek, worauf sich der Engländer Burnett ein Patent geben ließ, dürfte in den gewöhnlichen Fällen bei uns immer noch zu hohe Kosten verursachen.R. Es würde sich also um ein minder schädliches Metallsalz und hauptsächlich auch darum handeln, daß ein solches in Menge und recht billig oder ohne Kosten und in Beziehung auf unser Vaterland im ganzen Lande verbreitet zu haben wäre. Die Mutterlauge von unsern Vitriolwerken könnte manchmal dienen, da aber Eisenvitriol als ein saures Salz zerfressenden Einfluß auf Holz ausübt, so ist solche nur in wenigen Fällen brauchbar. Mangansalze hingegen sind in allen Fällen anwendbar, auch überall in Deutschland ohne Kosten zu haben, und es ist von solchen, meiner Ansicht nach, bei Berührung mit Nahrungsstoffen nichts zu fürchten. Die Abfälle bei der Chlorentwiklung in den zahlreichen Papierfabriken und chemischen Bleichen bieten dieselben so reichlich dar, daß sie selbst bei allgemeiner Anwendung mehr als hinreichend sind. Obgleich wahrscheinlich auch das salzsaure Mangan zu besagtem Zwek anwendbar ist, so kann ich dieß doch nur von dem schwefelsauren, von diesem aber auch aus zehnjähriger Erfahrung mit Zuversicht behaupten. Ich habe z.B. schon seit 8 und 10 Jahren Diehlböden zur ebenen Erde, Pfosten, Verschläge, Kästen und Standen, die damit behandelt wurden und die jezt noch ganz gesund sind. Von lezteren sind mehrere Duzend in einem feuchten tiefen Raume theils ganz und theils halb in den Boden eingegraben und mit einer schwefelsauren Mangan enthaltenden Masse umgeben; dabei werden sie nur während einiger Wintermonate zu Flüssigkeit benuzt, und 3/4 Jahre stehen sie leer, was gewöhnlich das Verderben befördert, aber troz dem bleiben sie ganz gesund. Die tannenen Tramgebälke von ganz im Boden befindlichen Magazinen, die vor der Verwendung mit schwefelsaurem Mangan gebeizt wurden, wovon das eine 9 Jahre alt ist und von Oben nicht einmal troken erhalten werden kann, zeigen noch keine Spur von Schwamm. Baumstüzen und Pfähle behandelte ich ebenfalls mit bestem Erfolge auf diese Weise, und so könnte ich noch mehr Beispiele anführen. Jedermann, der sich dafür interessirt, steht übrigens die Einsichtsnahme frei. Auch bin ich gerne bereit, jedem, der Proben damit machen will, eine beliebige Quantität Flüssigkeit oder auch trokene Masse davon unentgeltlich zu überlassen. Ich erhalte von lezterer wenigstens hundert Roßlasten, und von ersterer gegen 200 Eimer von 12–15° nach Baumé's Aräometer jährlich, wovon ich nur wenig wieder zu anderen Zweken verwende. Die besprochene Masse ist, wie schon gesagt, der Rükstand aus den Retorten bei der Chlorentwikelung, wobei Salz, Braunstein und Schwefelsäure angewendet wird, und enthält außer schwefelsaurem Mangan noch andere Salze, deren Gewinnung nur bei großem fabrikmäßigem Betriebe lohnend ist. Deren Beschreibung würde zu weit führen, und es soll hier nur auf die Verwendung zu besagtem oder diesem ähnlichen Zweken aufmerksam gemacht werden, weil diese gar keine chemisch-technischen Kenntnisse wie jene zur Bedingung machen. Ich erlaube mir nun, Vorschläge in dieser Beziehung zu machen. Wenn, wie es wohl am besten wäre, auf Rechnung von Gemeindecassen oder auch von Privaten an passenden Pläzen große länglich vierekige wasserdichte Reservoirs von Traß- oder auch von Ziegelmehlmörtel-Gemäuer, oder auch von tannenen Diehlen mit Letten von Hinten ausgestampft angelegt würden, die dem Boden gleich, mit einem Falz versehen und mit starken Diehlen gedekt werden sollten, so könnten darin eine Menge Gegenstände das Jahr hindurch gebeizt werden, namentlich auch Bauhölzer, etwa Tramgebälke, Mauerlatten, Schwellen, Ripphölzer etc., besonders auch Weinbergpfähle. Die Aufrechthaltung der Ordnung könnte Jemanden gegen eine mäßige Abgabe von Seiten der Benuzenden übertragen werden. Die Bereitung der Flüssigkeit sollte auf folgende Weise geschehen. Die Rükstände bestehen aus einer schwarzen, zum Theil flüssigen Masse, die fast überall weggeworfen wird, und sind bald aller Orten, wo Rasenbleichen mit Schnellbleichen verbunden oder diese allein, und auch wo Papierfabriken sind, die ihr Chlor selbst bereiten, zu haben. Es werden solche in einem über dem Reservoir stehenden Zuber, der auf verschiedenen Höhen mit Zapfen versehen ist, mit Wasser und etwas Kalk angerührt; nach einiger Ruhe wird das Helle in das Reservoir abgelassen und so fortgefahren, bis der Aräometer nur noch wenige Grade zeigt. Die lezte schwache Flüssigkeit kann wieder zu einer neuen Operation anstatt des Wassers genommen und so die Auswaschung wiederholt werden, so lange Rükstände vorhanden sind, und bis man die gewünschte Quantität Flüssigkeit vorräthig hat. Bewegliche Gegenstände würde man behufs des Beizens natürlich geradezu eine entsprechende Zeit ganz in die Flüssigkeit legen oder stellen. Der im Waschzuber oder Auslauggefäße befindliche Saz ist getroknet in pulverisirtem Zustande ein Surrogat für Gyps als Düngpulver. Uebrigens ist dieses Pulver auch vorzüglich geeignet zum Umgeben von Pfosten, Wegweisern, Laternenpfählen, Anbindstöken, hölzernen Brunnenteicheln und überhaupt von in die Erde einzugrabenden Hölzern, so wie auch als Unterlage für Fußböden zu ebener Erde. Die Masse darf jedoch nicht in unmittelbare Berührung mit Kellergewölbsteinen kommen, weil dieselben sonst gerne den sogenannten Mauerfraß bekommen, was überhaupt auch bei sonstiger Anwendung zu berüksichtigen ist. Bei schon vorhandenen Fußböden zu ebener Erde, und namentlich bei Magazindiehlböden ist auch ein öfteres Antränken mit der Flüssigkeit gut. Eine weitere sehr vortheilhafte Eigenschaft dieser Flüssigkeit besteht darin, daß sie im Winter nicht gefriert. Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß sie beiläufig bis auf eben so viele Grade unter Null nach Réaumur, ohne zu gefrieren, erkältet werden kann, als sie nach Baumé's Aräometer Grade anzeigt. In dem lezten Winter zeigte der in Flüssigkeit, die ganz im Freien stand, eingehängte Thermometer häufig 10–12° unter Null, indeß die Flüssigkeit kein oder nur Spuren von Eis hatte. Es ist also bei in der Erde befindlichen und mit Diehlen nur einfach bedekten Behältern ein Gefrieren dieser salzigen Flüssigkeit bei der strengsten Kälte in unserem Klima kaum denkbar. Mithin müßte sie sich schon dieser Eigenschaft wegen als Löschmittel in Feuersbrünsten bei zugefrorenen Bächen, Flüssen und Seen eignen, aber auch deßwegen, weil sie während der Anwendung in den Sprizen nicht eingefriert, und hauptsächlich wegen der den salzigen Auflösungen meistens zukommenden Eigenschaft, die brennenden Gegenstände mit einer Kruste zu deken und somit das Umsichgreifen des Brandes mehr als bloßes Wasser zu hindern. Für nicht zu sehr entfernt anzulegende Behälter konnte von mir gegen ein Füllerlohn in jedem Winter die besprochene Flüssigkeit bezogen werden, und ich könnte ganz gut beschaffene Baumöhlfässer billig zur Versendung geben. Der Vorrathsbehälter wäre dann mit einigen hölzernen Pumpen zu versehen, die natürlich so hoch seyn müßten, daß man mit Feuerfässern und Bütten bequem unter dem Auslaufrohre halten könnte, wobei zu bemerken ist, daß die Liederung von Leder recht gut hält. Ein vor ungefähr 2 Jahren im Schwäbischen Merkur erschienener Aufsaz empfahl den Gemeinden auch Anlegung von Salzwasserbehältern zu lezterem Zwek, und ich würde schon damals auf die besprochene Auflösung aufmerksam gemacht haben, wenn ich nicht die Absicht gehabt hätte, auch auf die weiteren Eigenschaften, nämlich als Beizmittel gegen Schwamm, hinzuweisen, wozu ich jezt erst gekommen bin. Abgesehen von lezteren Vortheilen, die ich aber als Hauptsache betrachte, ist bei meinem Vorschlage auch das Feuerlöschmittel beinahe kostenfrei zu erhalten, indeß gewöhnlich Salzwasser doch einige Kosten verursacht. Noch eines Umstandes muß ich in Beziehung auf die Bereitungsart erwähnen. Die Rükstände enthalten immer noch mehr oder weniger freie Säure, weßhalb ich die Behandlung mit Kalk vorgeschlagen habe, welcher übrigens auch mit Seifensiedermutterlauge ersezt werden kann. Es ist eine solche Behandlung absolut nöthig, weil bei dem ersten der im Auge habenden Zweke, nämlich dem Beizen des Nuzholzes, dieses von der Säure Noth leiden, und bei der Anwendung in Feuersprizen das Metall von derselben angegriffen würde, was durchaus nicht im Geringsten der Fall ist, wenn die Säure neutralisirt wird. Diese Operation kann ganz sicher und kostenfrei geschehen, wenn statt gebrannten Kalks Staub von solchen Straßen genommen wird, die mit Kalksteinen beschlagen werden. Es darf sodann solcher nur etwas im Ueberschuß angewendet und die Flüssigkeit mit Lakmuspapier auf Säure untersucht werden, was die HHrn. Apotheker der betreffenden Nachbarschaft immer gerne thun werden. Noch kann versichert werden, daß die Flüssigkeit bei keinem Alter einen üblen Geruch annimmt oder eine Veränderung erleidet. Schließlich erlaube ich mir noch bei dieser Gelegenheit zu bemerken, daß ich jährlich wenigstens 500 Cntr. Kalk durch fein ausgesiebten Chausseestaub von Straßen, auf welche gute Kalksteine, am besten Muschelkalk, aufgeführt werden, mit ganz befriedigendem Erfolge erseze und daß sicher zu manchen Operationen und Gewerben unbeschadet der ohnehin immer vollauf beschäftigten Ziegel- und Kalkbrennereien solcher verwendet werden könnte, wozu uns unsere Brennmaterialienpreise gewiß auffordern. Er ersezt natürlich nur in den Fällen, wo es sich um Entfernung von Säuren oder Eisentheilen aus irgend einer Auflösung oder als Zwischenmittel bei manchen Schmelzprocessen u. dergl. handelt, in diesen aber auch ganz die Stelle des gebrannten Kalks. (Riecke's Wochenblatt, Nr. 20.)