Titel: Verbesserte Formen für das Bau- und Straßenbau-Material und Verbesserungen in der Verbindung desselben, worauf sich Richard Hodgson, in Salisbury Street in der Grafschaft Middlesex, am 24. Junius 1839 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 76, Jahrgang 1840, Nr. CII., S. 424
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CII. Verbesserte Formen fuͤr das Bau- und Straßenbau-Material und Verbesserungen in der Verbindung desselben, worauf sich Richard Hodgson, in Salisbury Street in der Grafschaft Middlesex, am 24. Junius 1839 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, April 1840, S. 200. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Hodgson's Formen fuͤr das Bau- und Straßenbaumaterial. Die Zweke, welche ich durch die verbesserten Formen, die ich dem zu Bauwerken und Straßen bestimmten Baumateriale gebe, und durch die Verbesserungen, die ich in der Verbindung und Zusammenfügung desselben anbrachte, zu erzielen beabsichtige, sind folgende: 1) Herstellung einer vollkommen ebenen Platform ohne Anwendung eines Bogens oder Gewölbes. 2) Herstellung einer vollkommen ebenen Platform, welche einen Bogen überflüssig macht, und zwar durch Einschlagung eines eigenthümlichen, jedoch einfachen und regelmäßigen Bausystems, bei dem alles Material eine und dieselbe Gestalt hat, und der Druk auf jeden einzelnen der Steine oder jeden einzelnen Theil des sonstigen Materiales senkrecht und gleichmäßig wirkt. Bei der Herstellung horizontaler Platformen mit Hülfe von Bogen, welches die einzige bisher bekannte Baumethode war, muß dagegen sämmtliches Material verschiedene Formen und Neigungen haben, je nach der Stellung, in der es gelegt wirb. Der Druk ist daher ein seitlicher, lediglich auf die Schlußsteine und die Widerlager fallender. 3) Anwendung dieses Bausystems auf die Aufführung von Bauten im Allgemeinen, um ihnen dadurch eine bedeutend größere Stärke und Festigkeit zu geben, als mit den gegenwärtig gebräuchlichen Baumaterialien von perpendiculärer und rechtekiger Form erzielt werden kann. Meine Erfindung beruht in der That darauf, daß das Baumaterial nach einem neuen Würfelschnitte, der mir von einem Ausländer unter dem Namen der Stereotomie des Würfels mitgetheilt wurde, geformt werden soll. Der Würfel wird zu diesem Zweke in acht gleiche Theile oder Prismen getheilt, von denen vier aus den stehenden Kanten des Würfels geschnitten werden, während die übrigen vier eine solide Masse bilden, welche aus zwei Parallelopipeden, die von gleicher Gestalt und Größe sind, einander schräg kreuzen, und nach entgegengesezten Richtungen geneigt sind, zu bestehen scheinen. Ihr Neigungswinkel, der ein unwandelbar bestimmter ist, beträgt nach logarithmischer Berechnung genau 63 Grade, 26 Min. 5,8 Secunden. Um diesen Winkel so genau und sicher als möglich zu bekommen – (ein Umstand, von dem das Gelingen der neuen Methode gänzlich abhängt, indem dieser Winkel der einzige ist, bei dem die die stumpfen Winkel der beiden Parollelopipeda verbindende Diagonale in eine senkrechte Linie fällt, und der also eine schräge Fläche erzeugt, welche die Eigenschaft hat, eine senkrechte Richtung zu erhalten) – soll man ein Quadrat verzeichnen, welches die eine Seite des Würfels repräsentirt; die obere Seite dieses Quadrates in zwei gleiche Theile theilen, und von dem Theilungspunkte aus schräg eine Linie an die äußerste rechte Eke am Grunde des Quadrates ziehen. Auf gleiche Weise soll man die untere Seite des Quadrates in zwei gleiche Theile theilen, und von dem Theilungspunkte aus schräg eine Linie an die äußerste linke Eke am Scheitel des Quadrates ziehen, so daß auf diese Weise zwei schiefe Parallellinien oder ein Parallelogramm zum Vorscheine kommt. Ganz auf dieselbe Weise soll man auf dem die gegenüberliegende Seite des Würfels bildenden Quadrate zwei schiefe Parallellinien, jedoch nach entgegengesezter Richtung ziehen; d.h. man soll die obere Seite dieses Quadrates in zwei gleiche Theile theilen und von dem Theilungspunkte aus schräg eine Linie an die äußerste linke Eke am Grunde des Quadrates ziehen; und man soll ferner auch die untere Seite dieses Quadrates in zwei gleiche Theile theilen, und von dem Theilungspunkte aus schräg eine Linie an die äußerste rechte Eke am Scheitel des Quadrates ziehen. Man erhält auf diese Weise auf der oberen und unteren Fläche des Würfels zwei an ihren Kanten verbundene Viereke, welche zusammen die eine Hälfte des Würfels bilden. Die hiemit angegebenen Formen und deren Verbindung mit einander sind im Allgemeinen auf alles zu Bauten sowohl als zu Straßen bestimmte Baumaterial anwendbar, es mag aus Stein, aus Eisen, aus Baksteinen oder aus Holz bestehen. Die Formen müssen in allen diesen Fällen ganz dieselben seyn; nur kann man sie, wie sogleich gezeigt werden soll, je nach der Natur und Beschaffenheit des Materiales auf verschiedene Weise erzielen und auch auf verschiedene Weise miteinander verbinden; und zwar: 1) Besteht das Baumaterial aus Marmor, aus irgend einem Bausteine, oder aus einer anderen derlei Substanz, so schneide ich es mit Sägen oder auch auf andere Weise aus massiven Würfeln, so daß die Theile horizontal, senkrecht oder schief an einander gelegt werden können, und zwar mit oder ohne Ausfüllung der Fugen mit Cement, Mörtel oder Gyps. 2) Besteht das Baumaterial aus Eisen, so kann dieses entweder in den angegebenen Formen ausgeschmiedet oder auch in Modeln gegossen werden. Obwohl die Winkel auch hier stets dieselben bleiben können, so kann man den einzelnen Theilen doch nach Umständen verschiedene Diken geben, und sie durch Schrauben oder auf andere Weise an zweien ihrer schiefen Flächen miteinander verbinden. 3) Man kann auch Baksteine ebenso formen wie die Bausteine und sie mit oder ohne Cement oder Mörtel zusammensezen. Sie brauchen in diesem Falle nicht die Dike zu haben, wie die in Fig. 8 dargestellten Steine. Man kann auch aus einzelnen Baksteinen Massen zusammensezen, die aussehen als bestünden sie aus Einem Stüke; doch ist es in diesem Falle am geeignetsten, an den einzelnen Stüken an den Stellen, an denen sie aneinander gefügt werben sollen, Hervorragungen und andererseits diesen Hervorragungen entsprechende Austiefungen anzubringen. Ebenso kann man in gewissen Fällen, und namentlich dann, wenn die Steine zu den Deken von Oefen und anderen derlei Bauten bestimmt sind, dieselben mit Löchern oder Spalten versehen, und zwar nicht bloß um hiedurch deren Gewicht zu vermindern, sondern um der Wärme freieren und über eine größere Streke verbreiteten Austritt zu verschaffen. 4) Soll Holz als Baumaterial genommen werden, so kann man, um beim Formen desselben an Arbeit sowohl als an Material zu ersparen, die gewünschte Form anstatt sie aus einem massiven Würfel zu schneiden, auch dadurch erlangen, daß man sie aus zwei gleichen Stüken, die an dem Mittelpunkte eines jeden der gleichschenkeligen Dreieke zusammengezapft werden, zusammensezen, wie dieß aus der beigefügten Abbildung deutlich erhellt. Wollte man die auf diese Weise geformten, und nöthigenfalls verzapften Holzblöke zur Pflasterung von Straßen verwenden, in welchem Falle sie bedeutende über sie hinrollende Lasten zu tragen hätten, so müßte man ihnen einen festen und trokenen Grund oder eine andere entsprechende Unterlage geben. Was die Höhe oder Tiefe der Blöke anbelangt, so brauchte diese in den gewöhnlichen Fällen nicht mehr als die Hälfte der Höhe eines ganzen Würfels von 12 Zoll, wie er in Fig. 8 und 11 angegeben ist, zu betragen, wobei jedoch der Winkel stets derselbe zu bleiben hätte. Der massive Körper soll aus zwei getrennten Blöken bestehen, die durch zwei starke Zapfen oder Zinken verbunden sind; und diese Zapfen sollen sich in der Mitte eines jeden der gleichschenkligen Dreieke, welche, wie aus den beigefügten Zeichnungen erhellt, die die beiden Seitenflächen der Blöke repräsentirende Ragte bilden, bestehen. Die einzelnen Reihen von Blöken wären entweder nach demselben Principe, oder auch durch irgend eine der gewöhnlich gebräuchlichen Erdharzmischungen so zu verbinden, daß das Ganze eine compacte Masse bildet, und daß die Blöke nicht leicht auseinander weichen können. Man könnte wohl auch in den Werkstätten aus den einzelnen Holzblöken große vierekige oder längliche Massen zusammensezen, welche dann mit Leichtigkeit und geringem Aufwande an Zeit auf den gehörig vorbereiteten Grund gelegt, und mit Zapfen oder einer geeigneten Erdharzmischung verbunden werden könnten. Es kommt hiebei zu bemerken, daß die Holzblöke beinahe senkrecht, so wie die Bäume wachsen, gesezt werden müssen, und daß deren Dike oder Höhe je nach Umständen, d.h. je nach dem Verkehre, welcher auf der mit ihnen zu pflasternden Straße Statt findet, abgeändert werben soll. Beim Pflastern der Straßen mit solchen Holzblöken kann man deren Reihen oder die aus ihnen gebildeten vierekigen Massen von einer Seite bis zur anderen an die steinerne Einfassung reichen lassen; nur müssen dann die Blöke an den Enden senkrecht oder so zugeschnitten werden, daß sie der steinernen Einfassung gehörig anpassen. In einigen Fällen kann es besser, ja nothwendig seyn, die vierekigen Blokmassen in verschiedenen Richtungen, wie z.B. in einer Diagonallinie, zu legen. Endlich kann man auf der oberen Fläche der Blöke in gewissen keine 6 Zoll übersteigenden Entfernungen von einander auch Furchen ziehen, um auf diese Weise das Ausgleiten der Füße der Pferde zu verhüten. In Fig. 8 sieht man sechs Formen, welche nach dem oben angegebenen Schnitts des Würfels erzeugt sind. A und B zeigt den massiven Theil des Würfels, welcher aus zwei Parallelopipeden besteht, und dessen Form beibehalten werden soll, mit welchem Materiale man es auch zu thun haben mag. 1 und 2 ist die eine Hälfte oder das eine Parallelopipedum, 2 und 3 die andere Hälfte. Beide Parallelopipeda kreuzen sich nach entgegengesezten Richtungen, und sind, wenn sie nicht füglich aus Einem Stüke gebildet werden können, in der Mitte durch ein Gefüge verbunden. C, D, E und F zeigen die Eken, welche von dem Würfel abgeschnitten werden müssen, wenn man die in A und B ersichtlichen Formen aus ihm schneiden will. In Fig. 9 sieht man in sechs Zeichnungen angedeutet, wie man nach zwei Methoden mit Sicherheit und Genauigkeit den Winkel finden kann. A, B sind die beiden Parallelogramme der vorderen und hinteren Flächen des aus dem Würfel zu schneidenden Parallelopipedums Fig. 8 A. C, D sind hie beiden gleichschenkeligen Dreieke, welche die vordere und hintere Fläche der in Fig. 8 B ersichtlichen Form zu bilden haben. In E sieht man die beiden Quadrate der oberen Fläche an ihren Kanten so verbunden, daß die eine Hälfte eines ganzen Quadrates dadurch gebildet wird; in F dagegen sieht man die Quadrate der Bodenfläche auf ähnliche Weift, jedoch nach entgegengesezter Richtung verbunden. In Fig. 10 sieht man die Anwendung des aufgestellten Principes auf die Herstellung von Platformen aus Bak- oder anderen Steinen durch seitliche Verbindung der einzelnen Würfelstüke, und zwar mit oder ohne Anwendung eines Kittes oder Mörtels. Diese Art Platformen zu bilden kann die sonst über Fenstern und anderen Oeffnungen gebräuchlichen Wölbungen, so wie auch die Bogen an Dächern und Böden von Gebäuden, ja selbst die Bogen der Brüken ersezen. In Fig. 11 sieht man zwei Methoden, nach welchen aus den Würfelstüken Säulen aufgebaut werden können, welche eben so gut im Gleichgewichte und senkrecht bleiben, als wenn sie aus ganzen Würfeln aufgebaut worden wären. In Fig. 12 sieht man bei 1 und 2 Rahmen aus Schmied- oder Gußeisen, welche nach demselben Principe und gleichfalls unter dem angegebenen Winkel miteinander verbunden sind. 3 ist ein Grundriß hievon. In Fig. 13 sieht man die Anwendung meines Principes auf verschiedene Arten von Baksteinen, welche sich hauptsächlich zu den Deken der Oefen und anderer Bauten eignen, und von denen einige auch durchlöchert oder durchbrochen seyn können. In Fig. 14 sieht man in acht Darstellungen die Anwendung desselben Principes auf die Straßenpflasterung mit Holz. 1 zeigt die Gestalt der Blöke im Falle sie aus einem massiven Stüke Holzes geschnitten werben sollen. 2 zeigt eines der Parallelopipeda, im Falle die Blöke aus solchen zusammengesezt und durch Zapfen verbunden werden sollen. Aus 3 ersieht man, wie sich in einigen Fällen eine größere Stärke erzielen läßt, wenn man die Blöke in gleichschenkelige Dreieke schneidet und diese verzapft. Aus 4 sieht man die Art der Verzapfung, woraus abzunehmen ist, wie ein Blok mit zwei anliegenden Blöken verbunden werden kann. Aus 5 erhellt die Stellung der beiden Zapfen A, B in der Mitte eines jeden der gleichschenkeligen Dreieke. 6 zeigt eine über eine Straße gelegte Reihe verzapfter oder miteinander verbundener Blöke. Aus 7 und 8 ist ersichtlich, wie die Blöke in den Werkstätten zu größeren länglichen oder vierekigen Massen verbunden werden können, wobei die Linien R, I die Richtung andeuten, in der diese Massen dann auf der Straße gelegt werden sollen. R ist die rechte und L die linke Seite der Straße. Fig. 15 zeigt einen aus einem Stüke geschnittenen oder einen aus zwei Stüken zusammengesezten Holzblok zum Gebrauche beim Baue von Eisenbahnen.

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