Titel: Ein neuer Wasserstandsalarmapparat für Kessel unter Druck.
Autor: A. Koepsel
Fundstelle: Band 322, Jahrgang 1907, S. 257
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Ein neuer Wasserstandsalarmapparat für Kessel unter Druck. Von Dr. A. Koepsel. [Ein neuer Wasserstandsalarmapparat für Kessel unter Druck.] Ein Ueberblick über die durch Explosion von Dampfkesseln hervorgerufenen Unfälle lehrt, daß die meisten dieser Katastrophen dadurch entstehen, daß dem Kessel nicht genügend Wasser zugeführt wurde. Sinkt nämlich das Niveau des Wassers unter eine bestimmte Grenze, so daß die mit der Feuerung in Berührung kommenden Kesselwände glühend werden, so wird hierdurch ihre Festigkeit bedeutend herabgesetzt. Ist dieser Zustand erreicht, so bietet es noch größere Gefahr nun dem Kessel Wasser zuzuführen, indem die glühenden Kesselwände in Berührung mit dem frisch zugeführten Wasser das Leidenforstsche Phänomen hervorrufen, das bekanntlich nach genügender Abkühlung der Kesselwand zu einer explosionsartigen Dampfbildung führt, der auch der stärkste Kessel keinen Widerstand entgegenzusetzen vermag, und eine folgenschwere Kesselexplosion ist in solchen Fällen die unvermeidliche Folge. Aber nicht nur bei Hochdruckdampfkesseln, sondern auch bei solchen für Niederdruck, wie sie z.B. jetzt vielfach bei Niederdruck-Dampf-Heizungen und auch bei Warmwasserheizungen verwendet werden, hat ein zu niedriger Wasserstand meist den Ruin des Kessels zur Folge und wenn dabei auch nicht so folgenschwere Katastrophen eintreten können, wie bei einem Hochdruckkessel, so ist doch der pekuniäre Schaden meist ein so bedeutender, daß eine Einrichtung, welche diesem Zustande in sicherer Weise vorzubeugen imstande ist, überall freudig begrüßt werden dürfte. Daher haben solche Einrichtungen längst das Interesse der Techniker rege erhalten, und es besteht eine ganze Reihe derartiger Apparate, welche bestimmt sind, den oben angeführten Gefahren vorzubeugen und die diese Aufgabe in mehr oder minder vollkommener Weise zu lösen suchen.D. p. J., S. 16 d. Bd. Die meisten dieser Apparate sind indessen so beschaffen, daß sie nach dem Funktionieren nicht von selbst wieder in Betriebsbereitschaft treten, sondern hierzu durch irgend eine Manipulation erst wieder vorbereitet werden müssen. Sie sind daher von der Zuverlässigkeit des Personals abhängig, was bei Sicherheitsapparaten als ein Mangel bezeichnet werden muß. Andere derartige Apparate erfordern die Benutzung von Kontakten, die in Wasserstandsgläser eingeschmolzen werden müssen, wodurch die ohnehin schon zweifelhafte Haltbarkeit der letzteren noch weiter herabgesetzt wird. Der neue Wasserstandsalarmapparat besitzt diese Mängel nicht; er bleibt so lange in Tätigkeit, bis der Wassermangel behoben ist und tritt dann von selbst wieder in Betriebsbereitschaft; er bedarf keines in das Wasserstandsrohr eingeschmolzenen Kontaktes, ja noch mehr, es braucht bei ihm das Wasserstandsrohr nicht einmal aus Glas zu bestehen, sondern dasselbe kann ebensogut aus Metall gefertigt werden. Ferner kann der Apparat auf jeden beliebigen Wasserstand eingestellt werden. Textabbildung Bd. 322, S. 257 Fig. 1. Fig. 1 zeigt schematisch die Anordnung dieses Apparates. Ein in Spitzen drehbarer permanenter Hufeisenmagnet m umfaßt mit seinen beiden Schenkeln das Wasserstandsrohr r, in dem sich ein Schwimmer a auf- und abwärts bewegen kann, welcher in seinem Hohlraum den Eisenring e enthält. Der Magnet hat nach der hinteren Seite etwas Uebergewicht, so daß er für gewöhnlich auf der Spitze s1 aufliegt. Sobald nun der Schwimmer die Verbindungslinie der beiden Pole des Magneten passiert, erhält letzterer infolge der Anziehung zwischen Eisenring und Magnet ein Uebergewicht nach vorn, er kippt daher um und legt sich gegen die Spitze s2, die mit einem Platinkontakt ausgestattet ist. Hierdurch wird ein elektrischer Stromkreis geschlossen, und eine Alarmglocke in Tätigkeit gesetzt. Wird nun der Wassermangel behoben, so zieht der aufsteigende Schwimmer den Magneten wieder nach sich, wodurch der Kontakt s2 aufgehoben wird, um bei abermaligem Sinken sofort wieder hergestellt zu werden. Sollte auch der Schwimmer einmal beim Aufstieg vom Magneten festgehalten werden, was bei sehr kräftigen Magneten oder geringem Auftrieb des Schwimmers eintreten könnte, so wird doch infolge des Auftriebes der Kontakt s2 so lange offengehalten, bis beim Sinken des Wasserstandes der Auftrieb so gering geworden ist, daß der Schwimmer wieder zu sinken beginnt, wodurch das Uebergewicht des Magneten nach hinten aufgehoben und der Kontakt s2 geschlossen wird. Fig. 2 zeigt den vollständigen Apparat. Derselbe wird zum Schütze gegen Staub in eine gut schließende Büchse eingeschlossen, wie Fig. 3 zeigt. Um den Kontakt s2 möglichst sicher zu machen, ist es notwendig, die Masse des Eisenringes nicht zu klein zu wählen, da man in der Entfernung zwischen den Magnetpolen und dem Eisenring beschränkt ist, erstens durch die Glasstärke des Rohres, welche aus Haltbarkeitsrücksichten nicht zu klein gewählt werden darf und zweitens, weil der Schwimmer im Interesse seiner guten Beweglichkeit einen gewissen Spielraum im Rohr haben muß, damit seine Beweglichkeit nicht etwa durch den unvermeidlichen Ansatz von Schlamm etc. behindert wird. Textabbildung Bd. 322, S. 258 Fig. 2. Aus diesem Grunde ist es ratsam, die lichte Weite des Wasserstandsrohres nicht zu klein zu wählen. Als Maß hierfür hat sich eine lichte Weite von 25 mm praktisch gut bewährt. Mit einer kleinen Modifikation läßt sich der Apparat auch gut verwenden, um den Wasserstand in einem Kessel konstant zu erhalten, indem entweder zwei solcher Apparate verwendet werden, deren einer dazu dient, beim Wasserstandsminimum ein Relais zu betätigen, welches die Speisepumpe einschaltet, die dann so lange arbeitet, bis das Maximum erreicht wird, bei welchem der andere Apparat in Tätigkeit tritt, der unter Vermittlung eines zweiten Relais die Pumpe ausschaltet, oder indem der Apparat so eingerichtet wird, daß der durch den Schwimmer gesteuerte Magnet nach oben oder nach unten Kontakt gibt, so daß beim oberen Kontakt die Pumpe eingeschaltet, beim unteren ausgeschaltet wird. Textabbildung Bd. 322, S. 258 Fig. 3. Letztere Anordnung zeigt Fig. 4. Sinkt der Wasserstand unter das Minimum,. so wird der Kontakt s2 geschlossen, der Elektromagnet A2 zieht seinen Anker an, welcher durch die Klinken k2k1 arretiert wird. Hierbei wird der Kontakt c geschlossen und der Pumpenmotor P in Tätigkeit versetzt. Steigt nun das Wasser wieder, so wird zunächst der Kontakt s2 wieder geöffnet, der Elektromagnet A2 wird stromlos, aber der Kontakt c wird durch die Klinken k2k1 noch geschlossen gehalten, bis der Wasserstand sein Maximum erreicht; jetzt wird der Kontakt s1 geschlossen, der Elektromagnet A1 zieht seinen Anker an, gibt dadurch die Klinke k2 frei, und der Kontakt c wird durch die Feder f2 geöffnet, wodurch die Pumpe außer Tätigkeit tritt usw. Textabbildung Bd. 322, S. 258 Fig. 4. Den Bau des Apparates hat die Firma G. A. Schultze, Charlottenburg übernommen, welche auch schon praktische Ergebnisse mit demselben aufzuweisen hat.