Titel: Aus der Praxis.
Fundstelle: Band 322, Jahrgang 1907, S. 716
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Aus der Praxis. Aus der Praxis. Elektromagnetische Spannfutter. Textabbildung Bd. 322, S. 716 Elektromagnetische Spannfutter zum unmittelbaren Anschluß an Gleichstromnetze von 110 und 120 Volt Spannung liefern Siemens & Halske A.-G. (Werner-Werk) in der durch nachstehende Abbildung veranschaulichten Ausführung. Diese Futter sind insbesondere für Werkstätten bestimmt, in denen häufig gußeiserne Arbeitsstücke zu schleifen sind, deren Aufspannen in der gewöhnlichen Weise besondere Vorrichtungen erfordern würde. Das Futter läßt sich auf einfache Weise auf dem Tisch der Schleifmaschine befestigen. Seine Aufspannfläche beträgt 350 × 200 mm. Da das Schleifen in der Regel nur vorgenommen wird, wenn es sich darum handelt, wenig Material zu entfernen, wie z.B. zur Beseitigung von Unebenheiten des Gusses, so genügt eine verhältnismäßig geringe mechanische Kraft zum Festhalten des Stückes. Daher ist auch der Strombedarf ein sehr geringer. Zum Ein- und Ausschalten des Stromes dient ein Hebelschalter. Zum Aufspannen stählerner Gegenstände z. Z. von Werkzeugen sind elektromagnetische Spannfutter nicht zu empfehlen, da bei derartigen Werkstücken stets Spuren von Magnetismus zurückbleiben, die sich schwer wieder entfernen lassen. Elektromotoren und Dynamomaschinen vertikaler Bauart. Die Verwendung von Motoren mit vertikaler Welle beschränkte sich früher nur auf wenige Fälle; in der Regel benutzte man auch zum Antriebe von Maschinen, die wegen ihrer vertikalen Anordnung einen solchen Motor verlangt hätten, doch den gewöhnlichen Motor mit horizontaler Welle und half sich durch eine entsprechende Uebertragung. Bei der immer ausgeprägteren Neigung, die Arbeitsmaschine, wenn irgend möglich, durch den Motor direkt, ohne Anwendung von Uebertragungsvorrichtungen anzutreiben, wurde indessen die Konstruktion geeigneter Vertikalmotoren notwendig. Dies galt besonders für die modernen Abteufpumpen, die fast durchweg Hochdruck-Zentrifugalpumpen und wegen ihrer hohen Umdrehungszahl für die direkte Kupplung mit dem Elektromotor besonders geeignet sind! Da man nun in Rücksicht auf die mitunter sehr engen Schächte, in denen die Pumpen arbeiten müssen, in horizontaler Richtung im Raume sehr beschränkt ist, während in vertikaler Richtung genügend Platz zur Verfügung steht, wird die Zentrifugal-Abteufpumpe meistens in vertikaler Anordnung ausgeführt und verlangt deshalb auch einen Elektromotor entsprechender Bauart. Die Betriebsverhältnisse beim Abteufen bringen es mit sich, daß der Motor unter Umständen direkt unter Wasser arbeiten muß. In solchen Fällen ist es notwendig, ihn vollkommen wasserdicht einzukapseln, was allerdings zu der Verwendung einer größeren Type zwingt, als für die geforderte Leistung sonst erforderlich wäre. In allen anderen Fällen bietet jedoch, Verwendung von Bergwerksisolation vorausgesetzt, die sogn. tropfwasserdichte Konstruktion genügenden Schutz gegen Tropfwasser im Schacht. Der Schutz besteht hierbei lediglich aus einem gußeisernen Dach, das den Schachtregen nicht in das Innere des Motors gelangen läßt. Unter dem Schutzdache ist der Motor offen, so daß genügende Ventilation vorhanden ist und die Type infolgedessen nur so groß wie bei offener Bauart gewählt zu werden braucht. Eine derartige, von den Felten & Guilleaume-Lahmeyer-Werken, Frankfurt a. M., ausgeführte Konstruktion zeigt Fig. 1; sie stellt einen für die Steinkohlenzeche Mont Cenis (Sodingen i. W.) gelieferten Drehstrommotor, Type DS X, mit Schleifringanker dar. Der Motor hat eine Leistung von 28 PS bei einer Betriebsspannung von 120 Volt und läuft mit 1450 Umdreh. i. d. Min. Er ist direkt gekuppelt mit einer einstufigen Turbinenpumpe von Weise & Monski, die i. d. Min. 2000 l Wasser bei einer Gesamtwiderstandshöhe von 45 m hebt. Das obere Lager des Motors ist als Traglager ausgebildet und trägt den Schleifringanker, während das untere Lager nur zur Führung dient. Die Pumpe hat besondere Lager und ist durch eine elastische Kupplung mit dem Motor verbunden, so daß jede Druckübertragung vom Anker auf die Pumpe ausgeschlossen ist. Die Schleifringe sind, wie Fig. 1 zeigt, durch eine durchbrochene Blechverkleidung geschützt, die zum Nachsehen der Schleifbürsten geöffnet werden kann. Textabbildung Bd. 322, S. 717 Fig. 1. Textabbildung Bd. 322, S. 717 Fig. 2. Noch einfacher und deshalb für den Antrieb von Abteufpumpen noch geeigneter sind Drehstrommotoren mit Kurzschlußanker, bei denen zwar zum Anlassen besondere Vorrichtungen, meistens Anlaßtransformatoren, erforderlich sind, während die besonderen Zuleitungen zum Anker, wie sie beim Schleifringanker notwendig sind, wegfallen. Fig. 2 zeigt einen solchen Vertikalmotor mit Kurzschlußanker für große Leistung. Der Motor leistet 185 PS bei 500 Volt Betriebsspannung und macht 1500 Umdreh. i. d. Min. Er dient zum direkten Antriebe einer Abteufpumpe auf Zeche Ewald, Herten i. W. Die Pumpe ist von Gebr. Sulzer, Ludwigshafen a. Rh., als Hochdruck-Zentrifugalpumpe ausgeführt. Das Anlassen des Motors erfolgt durch einen Anlaßtransformator. Textabbildung Bd. 322, S. 717 Fig. 3. Bemerkenswert ist die Schmiereinrichtung des Motors: In dem Ansatz über dem oberen Lager ist eine Oelpumpe untergebracht, die das Oel aus einem im Fuße des Motors vorgesehenen Behälter durch das rechts befindliche Rohr in das obere Lager pumpt, von dem es durch einen zwischen Welle und Rotornabe angeordneten Kanal in das untere Lager und schließlich wieder in den Behälter zurückgelangt. Das überflüssige Oel aus dem oberen Lager, das nicht in das untere fließt, gelangt durch das links befindliche Rohr ebenfalls in den Behälter zurück. Die Oelmenge im Reservoir beträgt 20 l und wurde deshalb so groß gewählt, damit das Oel Zeit hat, sich abzukühlen. Die Ventilation des Motors erfolgt durch einen auf die Welle gesetzten Ventilator der durch die unten befindlichen runden Oeffnungen die Außenluft ansaugt, durch die im Stator und Rotor vorgesehenen Ventilationsschlitze treibt und durch die Oeffnungen unter dem Schutzdach wieder heraustreten läßt. Textabbildung Bd. 322, S. 717 Fig. 4. Fig. 3 stellt eine fertig montierte Abteufpumpe dar, die an die Olbernhauser Anthracitwerke für die Zeche Gabriela in Brandau (Böhmen) geliefert wurde. Der Motor ist in diesem Falle vollkommen wasserdicht geschlossen. Er hat ebenfalls einen Kurzschlußanker und leistet bei 500 Volt Spannung und 2900 Umdreh. i. d. Min. 42 PS. Die Verbindung von Pumpe und Motor ist durch Gummiringe gut abgedichtet, da es in diesem Betriebe häufig vorkommt, daß die Abteufarbeit ganz unter Wasser vorgenommen wird. Die Achse des Motors ist in Trag- und Führungs-Kugellagern eingebettet. Die Stromzuführungen sind in einem Anschlußkasten untergebracht, der zum Schutze gegen Wasser mit Isoliermasse ausgegossen ist. Neben Drehstrommotoren, die wegen ihrer einfacheren Bauart und des Fehlens empfindlicher Teile im allgemeinen vorgezogen werden, kommen je nach den Betriebsverhältnissen auch Gleichstrommotoren in vertikaler Anordnung zur Verwendung. So zeigt Fig. 4 einen für die A.-G. der Dillinger Hüttenwerke gelieferten Gleichstrom-Nebenschlußmotor zum Antriebe einer Schachtpumpe. Der Motor leistet 3 PS bei 300 Volt Betriebsspannung und 1270 Umdreh. i. d. Min. und ist, da er in dem Pumpenschacht aufgestellt ist, zum Schutze gegen Feuchtigkeit vollständig gekapselt. Textabbildung Bd. 322, S. 718 Fig. 5. Textabbildung Bd. 322, S. 718 Fig. 6. Textabbildung Bd. 322, S. 718 Fig. 7. Es kommen natürlich auch Fälle vor, in denen Vertikalmotoren unter normalen Betriebsverhältnissen zu arbeiten haben, so daß ein besonderer Schutz der Wicklung nicht nötig ist. Fig. 5 u. 6 sind Beispiele hierfür. Fig. 5 stellt einen Gleichstrom-Nebenschlußmotor von 17 PS bei 110 Volt und 1100 Umdreh. i. d. Min. dar, der zwar zum Antriebe einer Schachtpumpe dient, aber über dem Schachte aufgestellt ist. Fig. 6 zeigt einen Drehstrommotor mit Schleifringanker von 20 PS Leistung bei 500 Volt und 1450 Umdreh. i. d. Min. zum Antriebe der Wasserpumpe für die Kondensationsanlage einer 600 KW-Dampfturbine der Firma Gebr. Stumm, Neunkirchen. Auch Umformer werden, wie Fig. 7 zeigt, von den Felten & Guilleaume-Lahmeyerwerken in vertikaler Anordnung ausgeführt, wenn es sich darum handelt, einen Maschinensatz von möglichst geringer Grundfläche zu erhalten. Derartige Umformer lassen sich mit Vorteil überall da verwenden, wo es an Platz zur Aufstellung eines Umformers mit horizontaler Welle mangelt. Ein großes Anwendungsgebiet finden sie deshalb in der Kriegs- und Handelsmarine für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie, für welche die Felten & Guilleaume-Lahmeyerwerke schon über 150 Stück geliefert haben.