Titel: Neuere Pumpen und Kompressoren.
Autor: Fr. Freytag
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 484
Download: XML
Neuere Pumpen und Kompressoren. Von Prof. Fr. Freytag, Chemnitz. (Fortsetzung von S. 473 d. Bd.) Neuere Pumpen und Kompressoren. Ueber die Steuerung einer stehenden Simplexpumpe der Worthington-Blake-Pumpen-Compagnie s. D. p. J. 1902, Heft 49, S. 781. Den Längsschnitt einer Marsh-Simplex-Kesselspeisepumpe für 250 bis 1120 l/Min. Wasserlieferung zeigt Fig. 137. Dampf- und Pumpenzylinder stehen einander auf einem Sockel gegenüber und sind durch ein gußeisernes Zwischenstück miteinander verbunden. Die hohle Grundplatte der Pumpe dient als Saugkammer; in diese kann, wenn kaltes Wasser gefördert wird, der verbrauchte Dampf mittels des Auspuffregulierventils geleitet und die darin enthaltene Wärme durch Einführung in das angesaugte Wasser wieder gewonnen bezw. die Wirkung des Vakuums von dem Saugrohr auf die Auspuffseite des Dampfkolbens übertragen und damit die Leistung der Pumpe erhöht werden. Die Ausbüchsung des Wasserzylinders, die Ventile und Sitze, Stange, Stopfbüchse und Muttern sind aus Phosphorbronze, die Kolbenstangen aus Tobinbronze, die nicht oxydiert, hergestellt. Zur Regelung der Ein- und Ausströmung des Dampfes dienen entlastete Kolbenschieber, deren Umsteuerung am Ende des Hubes durch Dampfwechsel erfolgt. Zu dem Zwecke hat der Dampfkolben, wie Fig. 137 erkennen läßt, die Form einer Spule, von der jede Kopfseite mit einem metallenen Dichtungsring versehen ist; der Innenraum dient als Behälter für Frischdampf, der aus der oberen Kammer des Schieberkastens entnommen wird und den Weg der punktierten Linien nach der zentralen Kappe im Zylinderdeckel zu nimmt, von hier durch ein angeschlossenes Rohr und die hohle Stange des Dampfkolbens in den Innenraum desselben gelangt. Indem dieser mit den Kanälen am Ende des Dampfzylinders in Verbindung kommt, strömt abwechselnd Frischdampf auf die Außenflächen der Schieberkolben, wodurch deren Umsteuerung bewirkt wird. Textabbildung Bd. 323, S. 484 Fig. 137.Liegende Marsh-Simplex-Kesselspeisepumpe. Der in den Schieberkasten tretende Dampf strömt in der Fig. 137 ersichtlichen Stellung der Schieberkolben nach links durch die ringförmige Oeffnung zwischen Schieberaussparung und der ersten Schieberkastenwandung; er wird vor seinem Austritt durch den Kanal und Uebertritt nach dem Zylinder gegen die Innenfläche des Schieberkolbens gezwängt. Sowohl der durch die Geschwindigkeit erzeugte Druck als auch die auf die Schieberkolben wirkende Schwerkraft schließen oder verengen den Eingang zur Schieberaussparung, indem der Schieber nach links oder nach rechts gedrückt wird. Nach Eintritt in den Zylinder drückt die rückwirkende Kraft des Zylinderdampfes gegen die andere Seite des Kolbenschiebers, wodurch derselbe nach rechts getrieben und damit eine größere Einströmöffnung freigelegt wird. Der Schieber nimmt dann eine Stellung ein, die der relativen Stärke der beiden Kräfte entspricht, die ihn nach entgegen gesetzten Richtungen zu bewegen suchen – Eintrittsdampf, der den Schieber schließen und Zylinderdampf, der dem Schieber mehr Oeffnung geben will. Hierin liegt das Prinzip der Steuerung der Marsh-Dampfpumpen. Fig. 138 zeigt die äußere Ansicht einer kleineren Handspeisepumpe, System Marsh, für 11 bis 63 l/Min. Wasserlieferung, die sich besonders zum Füllen oder Auswaschen der Kessel eignet; sie kann aber nach Entfernung des Handhebels, auch zur Speisung des unter Druck stehenden Kessels benutzt werden. Zylinder und Grundplatte bilden ein einziges Gußstück. Der auf der Abbildung ersichtliche kleinere Handhebel dient zur Einstellung des Auspuffregulierventils – je nachdem eine Ueberführung des Abdampfes aus dem Dampfzylinder in die Saugkammer oder in die freie Atmosphäre stattfinden soll. Textabbildung Bd. 323, S. 484 Fig. 138.Liegende Handspeisepumpe, System Marsh. γ) Kleinere Pumpen (Handpumpen, Flügelpumpen). Textabbildung Bd. 323, S. 485 Fig. 139.Perkeo-Pumpe von Burchard & Viereck. Textabbildung Bd. 323, S. 485 Fig. 140 u. 141. Kolbenpumpe Neptun der Pumpen- und Maschinenfabrik von Langer &. Co., G. m. h. H. Die unter dem Namen „Perkeo-Pumpe“ in den Handel gebrachte Differentialpumpe (einfache Saug- und doppelte Druckwirkung) der Firma Burchard & Viereck in Kiel zeichnet sich durch geringen Raumbedarf und ruhigen Gang aus. Wie aus Fig. 139 ersichtlich, ist bei dieser Pumpe der Arbeitszylinder derart in das Gehäuse eingehängt, daß zwischen ihm und der Gehäusewand ein großer ringförmiger Saugwindkessel entsteht; das obere Gehäuse mit dem Lagerarm für die Schwungradwelle enthält den Druckwindkessel. Der untere große Kolben mit dem Druckventil hat federnde Ringdichtung, der obere Plungerkolben läuft in einer Stopfbüchse mit Hanfdichtung, die mittels Kapselmutter nachstellbar ist. Sämtliche inneren zueinander beweglichen Einzelteile der Pumpe sind aus Bronze hergestellt. Die Pumpe wird für Förderhöhen von 10 bis 30 m in drei Größen gebaut, die 40 bis 15 bezw. 80 bis 30 bezw. 160 bis 60 l/Min, liefern; sie kann als Handpumpe ausgeführt werden oder aber Riemen- bezw. Zahnradantrieb von einer vorhandenen Wellenleitung oder von einem Elektromotor aus erhalten. Die doppeltwirkende Kolbenpumpe „Neptun“ der Pumpen- und Maschinenfabrik von Langer & Co., G. m. b. H. in Chemnitz besteht aus dem Arbeitszylinder a (Fig. 140 und 141) mit angegossenen Saug- und Druckkanälen b und c, in denen die Saug- und Druckventile f, g bezw. d, e arbeiten; behufs leichter Zugänglichkeit derselben sind Oeffnungen h und k vorgesehen, deren mit Hubfängern zusammengegossene Deckel durch Bügel n und Verschlußschraube l auf das Pumpengehäuse gepreßt werden. Der mittels Ledermanschetten abgedichtete Kolben m ist mit der Stange o verschraubt, deren oberer Teil eine Zahnstange bildet, die mit dem Radsegment p der Antriebwelle in Eingriff steht, r und s sind Saugöffnungen in der Wandung des Pumpenzylinders. Die Ventile haben Metallsitz mit Messingkegel; sie können aber auch als Gummi- oder Messingkugeln oder als Lederklappen ausgebildet werden. Die Pumpe kann für Hand- und Kraftbetrieb für Saughöhen bis zu 8 m und für beliebige Druckhöhen Verwendung finden. Textabbildung Bd. 323, S. 485 Fig. 142.Außere Ansicht einer Neptun-Pumpe mit Riemenantrieb und Zahnradübersetzung. Fig. 142 zeigt die äußere Ansicht einer solchen Pumpe mit Riemenantrieb und Zahnradübersetzung, in welcher Ausführung sie in Größen von 50 bis 240 mm Zylinderdurchm. und 120 bis 240 mm Hub und für Leistungen von 22 bis 692 l/Min, als Kesselspeisepumpe dient. Die Pumpenfabrik von Gotthard Allweiler in Radolfzell (Baden) empfiehlt als Neuheit ihre doppeltwirkende Zylinderpumpe „Bodan“. Der Zylinder A dieser Fig. 143 u. 144 ersichtlichen Pumpe bildet mit dem der Länge nach laufenden Saug- und Druckkanal B bezw. C nebst Saug- und Druckstutzen D bezw. E das in einem Stück gegossene Pumpengehäuse, an dessen beide Seiten je ein Ventilgehäuse P mit leicht abnehmbarem Deckel R angeschraubt ist. Das Pumpen gehäuse ist zur Aufnahme des aus Stahlguß gefertigten Rollensegmentes F mit Antriebwelle G in der Mitte quer durchbrochen und der Deckel M für diese Durchbrechung bildet gleichzeitig das Lager für die vorgenannte Welle G. Textabbildung Bd. 323, S. 486 Fig. 143 u. 144. Bodan-Pumpe von Gottherd Allweiler. Die beiden durch Ledermanschetten N abgedichteten Kolben J und K sind durch den Steg L, in den das Rollensegment F eingreift, fest miteinander verbunden und werden mittels Welle G und Handhebel M in Bewegung gesetzt. Textabbildung Bd. 323, S. 486 Fig. 145 u. 146. Doppeltwirkende Allweiler Pumpe Record der Armaturen- und Pumpenfabrik Pilz. Die Lederklappenventile Q sind nach Abnehmen des Deckels R vom Ventilgehäuse P ohne weiteres zugänglich. Die Pumpen werden in Größen von 60 bis 140 mm Zylinderdurchm. für Leistungen von 26 bis 230 l/Min. – bei 100 bis 60 Hüben i. d. Minute – und für Gesamtförderhöhen bis 30 m geliefert. „Bodan“-Pumpen werden außer von der vorgenannten Firma auch von der Armaturen- und Pumpenfabrik C. F. Pilz in Chemnitz ausgeführt. Die ebenfalls von Pilz gebaute doppeltwirkende Allweiler Zylinderpumpe „Record“ ist in Fig. 145 und 146 dargestellt. Der Doppelzylinder a besitzt in der Mitte eine Zapfenführung b, in welcher die doppeltgekröpfte Kurbelwelle c einerseits – im Deckel d andererseits – gelagert ist. Die beiden Schenkel der Kurbel liegen diametral gegenüber, so daß durch Drehung derselben die Kolben- bezw. Kurbelstangen e und e1 die durch Scharniere f und f1 mit den Ventilkolben g und g1 verbunden sind, sich voneinander entfernen oder einander nähern. Stehen z.B. die beiden Kolben, wie im Querschnitt der Pumpe (Fig. 146) ersichtlich, in der kleinsten Entfernung einander gegenüber und wird die Kurbelwelle mittels Handhebel, Schwungrad oder Riemenscheibe in beliebigem Sinne gedreht, so geht der untere Kolben g abwärts, der obere Kolben g1 dagegen aufwärts, wobei die Flüssigkeit durch den unteren Kolben in die Pumpenkammer gelangt. Bei weiterer Drehung nähern sich beide Kolben wieder und die Flüssigkeit in der Pumpenkammer tritt durch den oberen Kolben g1 in das Druckrohr, während der untere Kolben g gleichzeitig wieder Flüssigkeit ansaugt. Auf Verlangen werden die mittels Handhebels betriebenen Pumpen noch mit einer Entleerungsvorrichtung versehen, durch welche – bei wagerechter Lage des Handhebels – die Kugeln der beiden Kolbenventile durch einen Anschlag bezw. Stift von ihren Sitzen abgehoben werden, so daß die Flüssigkeit zurücklaufen kann. Textabbildung Bd. 323, S. 486 Fig. 147.Reform-Kolbenpumpe des Eisenwerkes Hensel. Die Pumpen eignen sich für Förderhöhen bis zu 15 m; sie werden in fünf Größen mit 50 bis 105 mm Zylinderweite ausgeführt und liefern mit 90 bis 60 Hüben i. d. Minute etwa 15 bis 98 l/Min. Die doppeltwirkende „Reform“-Kolbenpumpe des Eisenwerkes Hensel in Bayreuth besteht, wie Fig. 147 und 148 ersichtlich, aus einem kräftigen Gehäuse, in dem sich ein mittels zweier Ledermanschetten abgedichteter gußeiserner Kolben hin- und herbewegt. Zur Regelung der Wasserbewegung dienen Kegelventile, die nach Entfernung aufgeschraubter Deckel leicht zugänglich sind. Textabbildung Bd. 323, S. 486 Fig. 148.Reform-Kolbenpumpe des Eisenwerkes Hensel. Die Bewegungsübertragung des Handhebels auf den Kolben geht aus den Abbildungen ohne weiteres hervor. Die Pumpen werden in Größen von 55 bis 185 mm Zylinderbohrung und 50 bis 130 mm Hub und für Leistungen von 25 bis 280 l/Min. – bei 105 bis 40 Hüben i. d. Minute – gebaut. (Fortsetzung folgt.)