Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 813
Download: XML
Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Dampfturbine und Kolbenmaschine. Das erst vor einigen Jahren erfolgte Auftreten der Dampfturbine hat in das Gebiet der Dampfmaschinentechnik einen Kampf hineingetragen, den, obwohl er von einer großen Mehrheit der Ingenieure als fast aussichtslos bezeichnet wird, die alten Anhänger des Kolbendampfmaschinenbaues in voller Ueberzeugung weiterführen. Zugegeben muß werden, daß, soweit es sich um Maschineneinheiten von mehreren Tausenden von Pferdekräften für den Antrieb von Dynamomaschinen handelt, dieser Kampf bereits zu Gunsten der Dampfturbine entschieden ist, deren unvergleichlich einfachere Bauart und ruhiger, sicherer Betrieb von Kolbenmaschinen niemals erreicht werden kann, ganz abgesehen davon, daß Dampfturbineneinheiten von so großen Leistungen sich auch im Dampfverbrauch als mindestens ebenso günstig wie die größten Kolbendampfmaschinen erwiesen haben. Anders dagegen ist es mit kleineren Maschineneinheiten von 500 – 1000 PS bestellt. Hier fallen die aus den hin- und hergehenden Massen folgenden Betriebsnachteile noch lange nicht so schwer ins Gewicht, gegenüber einem etwas höheren Dampfverbrauch der Dampfturbinen, andererseits bilden solche Maschinen den größten Teil des Absatzes einer Maschinenfabrik, so daß es ganz besonders bei solchen Maschinen darauf ankommt, nachzuweisen, welche Bauart die größeren wirtschaftlichen Vorteile besitzt. Leider macht sich gerade auf diesem Gebiete der Mangel an zuverlässigen Vergleichsversuchen mit Dampfturbinen und Kolbenmaschinen besonders fühlbar, während die Literatur mit Verbrauchsangaben über große Maschineneinheiten überschwemmt wird, sind Zahlen über Maschinen mit 500 – 1000 PS Leistung schwer oder gar nicht zu ermitteln. Die nachstehend mitgeteilten Versuche, die aus einem Bericht von Altmann auf der 31. Hauptversammlung der Ingenieure des französischen Kesselbesitzer-Vereins herrühren, mögen dazu beitragen, diese Lücke auszufüllen; sie scheinen um so bemerkenswerter zu sein, als die daraus gezogenen Schlusse in wirtschaftlicher Beziehung für die Kolbenmaschine und gegen die Dampfturbine sprechen, und die darin liegende Anregung zur Nachprüfung dieser Angaben durch neue, in dieser oder jener Hinsicht noch genauere Versuche, die diese Schlusse enthalten, dürfte wohl ihre Wirkung auf die Vertreter des Dampfturbinenbaues nicht verfehlen. Die Maschinen, um welche es sich hier handelt, sind nebeneinander in einem Elektrizitätswerk aufgestellt und erhalten ihren Dampf aus einer Batterie von Niclausse-Wasserrohrkesseln, die mit Ueberhitzern versehen sind. Die Dampfturbine, Bauart Brown Boveri-Parsons, die von der Compagnie Electro-Magnetique geliefert ist, hat bei 2700 Umdrehungen i. d. Minute eine Leistung von 400 bis 450 KW. Sie treibt zwei Gleichstromdynamos von 240 Volt Spannung und eine Erregermaschine und ist mit einem Oberflächenkondensator versehen, dessen Luftpumpe und Kühlwasserpumpe durch Elektromotoren angetrieben werden. Die Kolbendampfmaschine mit Ventilsteuerung von Gebr. Sulzer in Winterthur ist eine Verbundmaschine mit 550 und 900 mm Zylinderdurchm. und 900 mm Hub und macht 120 Umdrehungen i. d. Minute. Sie ist ebenfalls mit zwei Gleichstromdynamos von 240 Volt unmittelbar gekuppelt, hat ebenfalls Oberflächenkondensation, treibt aber ihre Luftpumpe selbst an, während die Kühlwasserpumpe und die Erregermaschinen durch Elektromotoren getrieben werden. Wie aus diesen Angaben hervorgeht, ist die Uebereinstimmung zwischen den beiden Maschinen hinreichend groß. Der einzige für den Dampfverbrauch wichtige Unterschied besteht in einer geringen Ueberlegenheit der Leistung der Dampfmaschine, die im Mittel etwa 650 PS oder 475 KW beträgt und natürlich durch Ueberlastung noch etwas gesteigert werden kann. Wie aus den nachstehend mitgeteilten Versuchsergebnissen hervorgeht, ist aber dieser Umstand ohne Einfluß auf den Vergleich. Zu den in den Tab. 1 und 2 zusammengestellten Ergebnissen ist zu bemerken, daß die Dampf Verbrauchszahlen der Dampfturbine sowohl wie der Dampfmaschine auf 270° Dampftemperatur umgerechnet werden mußten, weil es während der Versuche nicht möglich war, die Ueberhitzung genauer zu regeln. Die Umrechnung ist vorgenommen bei den Verbrauchszahlen der Dampfturbine durch Abzug von 1 v. H. für je 6° höhere Dampftemperatur, bei der Kolbenmaschine durch Abzug von 1 v. H. für je 5,88° höhere Dampftemperatur. Tabelle 1: Versuche an der Dampfturbine. Tag des Versuches 15.I. 15.I. 15.I. 15.I. 15.I. Dauer des Versuches                    Min. 22,2 35,01 49,01 39 57 Belastung in v. H. der Vollast 0 24 44 94 107 Betriebsdruck                           kg/qcm 12,0 11,3 10,7 10,8 10,8 Dampftemperatur                           °C 283 255 280 289 289 Mittlere Luftleere                          cm 72,5 72,5 71,9 70,5 69,7 Barometerstand                            cm 75,25 75,25 75,25 75,25 75,25 Mittlere Luftleere                       v. H. 96,3 96,3 95,5 93,6 92,7 Insgesamt kondens. Dampfmenge kg 220 875 1793 2516 4121 Stündlicher Dampf verbrauch        kg 543 1500 2175 3870 4330 desgl., bezogen auf 270° Dampf-    temperatur                                 kg 1463 2211 3990 4167 Mittlere Nutzleistung d. Dynamos KW 100,5 185,3 398,5 453,1 Kraftverbrauch d. Luftpumpe       KW 1,9 2,3 2,5 3,0 Kraftverbr. d. Kühlwasserpumpe  KW 9,7 9,2 11,6 10,8 Mittlere abgegebene Nutzleistung KW 88,9 173,8 384,4 439,4 Auf 1 KW/Std. reine Nutzleistung bez-    ogener Verbrauch                      kg 16,88 12,52 10,07 9,87 desgl., bezogen auf 270° Dampf-    temperatur                                 kg 16,45 12,73 10,38 10,18 Textabbildung Bd. 323, S. 813 Belastung. a Verbrauch für 1 KW/Stunde, b stündl. Verbrauch; Kolbenmaschine; Dampfturbine. Die Verbrauchszahlen sind überdies in graphischer Weise in dem Diagramm (Fig. 1) in Abhängigkeit von der Belastung dargestellt. Es ist ersichtlich, daß die Linien des Dampfverbrauches der Dampfturbine (gestrichelt) und der Kolbendampfmaschine (voll ausgezogen) fast parallel zueinander verlaufen, daß aber ein ziemlich unveränderlicher Unterschied in dem Dampfverbrauch zu Gunsten der Kolbendampfmaschine vorhanden ist. Die hieraus folgende Ueberlegenheit der Kolbendampfmaschine soll jedoch nicht überschätzt werden. Auf die Gesamtwirtschaftlichkeit einer Dampfmaschinenanlage hat unter anderem z.B. auch der Verbrauch an Schmieröl einen großen Einfluß, und dieser ist bekanntlich bei Dampfturbinen sehr gering; bei Maschinen ähnlicher Leistung wie die vorliegenden, sollen angeblich schon Ersparnisse in den Kosten der Schmiermittel erzielt worden sein, welche bis 10 v. H. der Brennstoffkosten erreicht haben. Tabelle 2: Versuche an der Kolbendampfmaschine. Tag des Versuches 17.I. 18.I. 17.I. 17.I. 18.I. 20.I. 20.I. Dauer d. Versuches Min. 108 60 76 80 85 75 74,75 Belastung in v. H. der    Vollast                     v. H. 0 16 26 50 75 97 110 Damfdruck am Hochdruck-    zylinder              kg/qcm 10,9 11,2 11,0 10,9 10,6 10,9 11,0 Temperatur am Hoch-    druckzylinder            °C 187 203 192 1254 267 262 269 Mittlere Luftleere im Kon-    densator                   cm 71,3 71,3 71,7 71,4 70,6 70,8 70,1 Barometerdruck            cm 75,30 75,35 75,30 75,30 75,30 75,30 75,10 Mittlere Luftleere        v. H. 94,6 94,7 95,3 94,9 93,8 94,0 93,5 Mittlere Füllung d. Hoch-    druckzylinders        v. H. 4 13 24 30 Umdrehungen i. d. Minute 121,1 110,5 119,3 118,5 119,3 118,8 119,1 Mittlere indiz. Leistung d.    Hochdruckzylinders  PSi 28 73 121 261 380 470 528 Mittlere indiz. Leistung d.    Niederdruckzylind.    PSi 27 58 92 171 262 353 422 Mittlere indiz. Gesamt-    leistung                     PSi 55 131 213 432 642 823 950 Insges. kondens. Dampf-    menge                      kg 607 747 1541 3065 4668 5553 6471 Stündlicher Dampfver-    brauch                      kg 337 1747 1216 2298 3295 4443 5215 desgl., bezogen auf 270°    Dampftemperatur     kg 290 663 1053 2236 3278 4383 5206 Dampfverbr. für 1  PSi/Std. 6,09 5,70 5,60 5,32 5,13 5,40 5,49 desgl., bezogen auf 270°    Dampftemperatur     kg 5,24 5,06 4,94 5,06 5,20 5,32 5,48 Mittlere Nutzleistung der    Dynamos                KW 0 42,8 100,5 244,7 381,5 495,1 519,4 Kraftverbrauch der Kühl-    wasserpumpe         KW 9,5 10,2 10,3 10,9 12,9 12,8 Kraftverbrauch der Er-    regermaschinen.    KW 15,0 15,9 17,5 19,2 20,4 21,4 Mittlere abgegebene Nutz-    leistung                 KW 0 18,3 74,4 216,9 351,4 461,8 545,2 desgl.                         PSe 0 24,9 101,2 295,0 477,9 628,0 741,5 Dampfverbr. f. 1 KW/Std.    abgegeb. Leistung    kg 36,50 14,15 10,31 9,33 9,49 9,55 desgl., bezogen auf 270°    Dampftemperatur     kg 26,62 10,41 7,58 6,86 6,98 7,02 Wirkungsgrad d. Strom-    erzeuger etwa       v. H. 40,8 72,3 86,5 89,3 90,2 90,8 Nutzleistung an der Ma-    schinenwelle           PS 61 140 341 535 696 817 Dampfverbr. f. 1 PSe/Std.    und 270°                  kg 10,94 7,53 6,55 6,12 6,29 6,39 Jedenfalls muß man aus diesen Versuchen aber folgern, daß für Leistungen von 600 – 1000 PS der Dampfverbrauch der Dampfturbinen noch immer höher ist, als derjenige einer gleich großen, gleichartig betriebenen, guten Kolbendampfmaschine. H. Selbsthätiger Wasserableiter für Dampfzylinder. Die Fabrik technischer Meßinstrumente und Apparatebau G. A. Schultze in Berlin – Charlottenburg stellt nach dem Patent von Van Maanen eine Vorrichtung zum selbsthätigen Entwässern von Dampfzylindern her (s. Fig. 1 u. 2), welche gegenüber den bekannten Ablaßhähnen den Vorteil aufweist, daß sie ständig betriebsbereit ist und nicht angestellt und wieder abgestellt zu werden braucht. In dem aus zwei Teilen a und b zusammengebauten Ventilgehäuse sind zwei gleiche Hohlventile c angebracht, welche durch die Feder d gegen ihre Sitze e gepreßt werden. Textabbildung Bd. 323, S. 814 Fig. 1. Textabbildung Bd. 323, S. 814 Fig. 2. Nach innen stoßen die Ventile nicht aneinander, sondern jedes kann für sich von seinem Sitz etwas abgehoben werden, wobei sich die Ventile an Rippen f des Gehäuses führen. An den Enden der Ventile c befinden sich zwei kleinere Ventile h, welche beiderseits auf die Stange i aufstoßen. Diese ist so lang bemessen, daß, wenn sich das eine Ventil auf seinen Sitz auflegt, das andere Ventil geöffnet ist. Die Ventile h werden durch Rippen k in dem verengten Teil des Gehäuses geradegeführt. Die Stutzen am Ende des Ventilgehäuses sind durch Rohrleitungen p und Ueberwurfmuttern q mit den beiden Enden des zu entwässernden Dampfzylinders verbunden. Beim Anlassen der Maschine, insbesondere nach längeren Betriebspausen ist im Zylinder immer eine beträchtliche Menge von kondensiertem Dampf vorhanden, die einen größeren Raum einnehmen kann, als der schädliche Raum bietet, und dann, wenn nicht Vorkehrungen getroffen werden, zu Wasserschlägen führen kann. Die Vorrichtung bewirkt nun, daß auf derjenigen Seite, auf welcher beim Anlassen der frische Dampf eintritt, das damit in Verbindung stehende Ventil h durch den Druck des Dampfes geschlossen wird. Das zugehörige Ventil c wird jedoch, obgleich es dem Dampfdruck ebenfalls ausgesetzt ist, nicht geöffnet, da die eingesetzte Feder d, welche die Ventile c auf ihre Sitze preßt, eine um einen geringen Betrag höhere Spannung hat, als dem Betriebsdruck der Maschine entspricht. Mit dem Schließen des einen Ventils h wird das mit der zweiten Zylinderseite verbundene Ventil h geöffnet, so daß alles etwa hier vorhandene Kondensationswasser durch das Rohr p, das Innere des Ventiles c, den Ringraum g und das Rohr m abläuft, in dem Maße als es von dem Dampfkolben verdrängt wird. Ist kurz vor dem Hubende des Kolbens die Auslaßöffnung geschlossen und tritt etwa infolge von vorhandenem Kondensat eine den normalen Dampfdruck übersteigende Kompression auf, so öffnet sich das entsprechende äußere Ventil c, wobei die Feder d, die nur um ein weniges über den normalen Dampfdruck gespannt ist, zusammengedrückt wird. Das Spiel der Ventile h wiederholt sich bei jedem Hubwechsel von der einen oder anderen Seite. Die Ventile c hingegen kommen nur selten in Tätigkeit und bleiben dauernd geschlossen, außer wenn eine Gefahr für den Zylinder oder die Steuerung vorhanden ist. Verluste infolge von Dampfaustritt in die Leitung p können daher nicht van Bedeutung sein. Versuche im Maschinenlaboratorium der technischen Hochschule zu Berlin haben die Brauchbarkeit der Vorrichtung im praktischen Betriebe erwiesen. H. Messung der Radreifenabnutzung. Um festzustellen, in welchem Maße und in welcher Art die Abnutzung der Radreifen vor sich geht, hat man bisher meistens Blechschablonen oder Gipsabgüsse der abgenutzten Bandagen hergestellt. Eine einfachere Beobachtung gestattet eine Zeichenvorrichtung der Wiener städtischen Straßenbahnen, die der Schienenmeßvorrichtung der badischen Staatseisenbahnen nachgebildet ist. Die neue Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einem Ständer, dessen unteres gabelförmiges Ende die Bandage umfaßt und mittels einer Schraube zum Anklemmen der Vorrichtung an das Rad dient. Der Ständer trägt einen Storchschnabel und ein Zeichenbrettchen, sowie ein in radialer Richtung bewegliches Führungsbrettchen, welches zur Messung nach der Radbandage hin bewegt wird, bis es mit einer Spitze die Lauffläche berührt. Dieses Brettchen dient zur Führung des mit einem Griffbolzen und dem Fahrstift versehenen Storchschnabelkopfes. Der Fahrstift kann umgestellt werden, je nachdem die äußere oder innere Begrenzung der Spurkranzform zu zeichnen ist. Das andere Ende des Storchschnabels, der mit der Uebersetzung 1: 1 arbeitet, trägt den an dem Zeichenbrettchen anliegenden Schreibstift. Die Herstellung der beiden Profile eines Räderpaares ist mit dieser Vorrichtung in wenigen Minuten möglich. Ein Uebereinanderlegen der so gefundenen Profile mit dem ursprünglichen Profil unter Berücksichtigung der Durchmesser ergibt dann das Maß der Abnutzung, während beim Uebereinanderlegen unter Deckung der Laufflächen sich die erlittenen Veränderungen der Radreifenform zeigen. (Hartmann.) [Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins 1908, S. 571 – 572.] Pr. Schwimmdock für Callao, Peru. Für den Hafen von Callao, Peru, ist ein doppelseitiges, dreiteiliges, von Swan, Hunter and Wigham Richardson, Ltd. gebautes Schwimmdock mit Selbstdockfähigkeit unterwegs, das von zwei Schleppern nach dem Bestimmungsort geschleppt wird. Die rd. 11000 Seemeilen lange Reise ist bis jetzt nur von dem Dewey-Dock übertroffen worden, das zurzeit von der Ostküste der Vereinigten Staaten nach Manila auf den Philippinen geschleppt wurde. Das Callao-Dock kann in seinem jetzigen Zustande Schiffe bis 7000 t Wasserverdrängung aufnehmen, es ist jedoch für die Zukunft eine Verlängerung des Docks mit einem vierten Teil in Aussicht genommen, wodurch es auch für Schiffe bis 9500 t benutzbar wird. Alle drei Teile (und später auch der vierte Teil) haben ihre eigene Maschinen- und Pumpenanlage, die bei der Höchstbelastung eine Hebung des Docks in zwei Stunden ermöglichen. Länge des jetzigen Docks rd. 117 m, Breite 29 m, lichte Dockweite 21,2 m, größter Tiefgang der aufzunehmenden Schiffe 6,71 m. Die Maschinen der beiden Schlepper indizieren je 1500 PS, die Schiffe haben folgende Abmessungen: rd. 50,3 × 9,2 × 5,5 m und rd. 52,2 × 9,2 × 5,5 m mit einem Kohlenfassungsvermögen von 550 und 650 t. [The Engineer 1908, II, S. 220 und 224.] Ky. Schmalspurlokomotiven. Auch in dem Bau von Schmalspurlokomotiven zeigt sich in den letzten Jahren das Bestreben, solche mit möglichst großer Zugkraft zu erhalten. Die Baldwin Lokomotivwerke haben kürzlich drei Lokomotiven mit 915 mm Spurweite gebaut, die dieser Bedingung voll entsprechen und zwar: Eine 2/2 gekuppelte Lokomotive für die Illinois Steel Company für Verschiebedienst, die eine Bauhöhe von 3,35 und eine Breite von 2,50 m nicht überschreiten durfte. Da die Lokomotive auf schlecht unterhaltenem Gleise fahren muß, so ist die Ausbalanzierung der Lokomotive durch Federn besonders gut. Der Lokomotivrahmen ist hier aus Gußstahl hergestellt. Die Dampfzylinder sind mit Stephenson-Umsteuerung versehen. Die Wasserbehälter an beiden Seiten des Kessels sind möglichst groß, sie reichen bis zur Rauchkammer und in der Höhe bis zur Schornsteinöffnung. Alle Teile der Lokomotive sind in möglichst einfachen, aber starken Formen ausgeführt. Eine ⅗gekuppelte Lokomotive für die Bast Broad Top Railroad Co. Sie dient sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr. Bei dieser Lokomotive der Prairie-Type sind die erste und die letzte Achse Laufachsen mit radialer Einstellung. Die Zylinder haben Walchaert-Umsteuerung. Der Tender faßt 11 cbm Wasser und 5 t Kohle. Eine ⅘ gekuppelte Lokomotive für die White Paß und Yukon Route. Diese schwere Lokomotive der Konsolidations-Type ist für Steigungen von 3,9 v. H. bestimmt. In der Rauchkammer ist ein Ueberhitzer einfacher Bauart eingebaut, der sich schon in vielen Ausführungen bewährt hat. Der Tender faßt 18 cbm Wasser, 4½ t Kohle; der aus Eichenholz hergestellte Tenderrahmen ruht auf zwei Drehgestellen. Die Umsteuerung ist eine abgeänderte Walschaert-Steuerung. Diese Lokomotive kann mit Rücksicht auf den großen Achsdruck gerade noch auf einem Schienenprofil von 25 kg/m fahren. Folgende Tabelle gibt die Hauptabmessungen dieser drei Lokomotiven: Lokomotiv-Type 2/2 gek. ⅗ gek. ⅘ gek. Zylinderdurchm.                mm 430 407 535 Kolbenhub                          „ 508 560 560 Dampfspannung                  at 12,5 11 11 Anzahl der Rauchröhren 158 152 182 Durchm. der Rauchröhren Zoll 2 2 Heizfläche                          qm 91 108 173 Kostfläche                            „ 1,5 2,23 1,97 Durchm. der Treibräder       m 1,06 1,22 1,06 Dienstgewicht                       t 42 40 61 Zugkraft                              kg 9500 7200 14000 \frac{\mbox{Reibungsgewicht}}{\mbox{Zugkraft}} 4,39 4,15 3,82 \frac{\mbox{Dienstgewicht}}{\mbox{Zugkraft}} 4,39 5,63 4,28 \frac{\mbox{Heizfläche}}{\mbox{Rostfläche}} 60,53 48,19 87,73 [Railroad Age Gazette 1908, S. 755 – 758.] W. Kreisteilvorrichtung. Die nachstehend erläuterte Vorrichtung soll ermöglichen, eine Kreisscheibe in eine beliebige Anzahl gleicher Teile mittels Wechselrädern zu teilen, deren Zähnezahlen die Primfaktoren des Teilnehmers nicht zu enthalten krauchen. Fig. 1 zeigt die von Barasz konstruierte Einrichtung in der Stirnansicht, Fig. 2 im Grundriß, Fig. 3 in der Seitenansicht von links und Fig. 4 in der Seitenansicht von rechts. Der zu teilende Gegenstand wird in der Achse der künftigen Teilung zwischen die Spitze a und eine gegenüberstehende Spitze aufgespannt. Es braucht nicht durchaus eine Drehbank zu sein, doch ist bei solchen die Anwendung der Vorrichtung am bequemsten. Der Einspannkloben b, in welchem die Spitze a ihre Lagerung findet, kann behufs Einstellung um die Achse c einer Schnecke d gedreht werden, deren Lager sich in dem Ständer e befinden und welche in ein mit der Spitze a fest verbundenes Schneckenrad d1 eingreift, dessen Welle im Kloben b gelagert ist. Mittels der Mutterschraube e, welche in den kreisförmigen Nuten f des Ständers l verschiebbar ist, kann der Kloben b mit der zu teilenden Scheibe festgestellt werden. Der Antrieb erfolgt durch ein Planetenrad g, das in einer Kurbelscheibe h gelagert ist, die auf der Kurbelwelle i festsitzt, durch Drehung an einer auf den Vierkant i1 aufsteckbaren Kurbel. Das Kegel- (Planeten-) Rad g überträgt seine Bewegung auf zwei beiderseits hiervon konzentrisch zur Achse i in den Lagergehäusen k bezw. k1 gelagerte Räder l bezw. l1. Das Rad l ist mit dem Stirnrade 4 mittels einer Büchse n fest, jedoch auswechselbar verbunden und läuft lose auf der Welle i. Textabbildung Bd. 323, S. 815 Fig. 1. Textabbildung Bd. 323, S. 815 Fig. 2. Textabbildung Bd. 323, S. 815 Fig. 3. Textabbildung Bd. 323, S. 815 Fig. 4. Das Kegelrad l1 ist mit dem Stirnrade 8 in fester, auswechselbarer Verbindung. Rechterseits durch die Wechselräder 4, 3, 2, 1, welche mittels der Stellschere o in die entsprechende Lage gebracht werden, linksseitig durch die mittels der Stellschere o1 adjustierbaren Wechselräder 8, 6, 5, wovon die Räder 1 und 5 auf der Schneckenwelle d1 sitzen, wird die Bewegung auf diese und hiermit auf das Schneckenrad und den zu teilenden Gegenstand fortgepflanzt. Soll nun ein Kreis in x-gleiche Teile geteilt werden, so entsprechen \frac{1}{x} einer vollen Umdrehung der Schneckenradwelle, \frac{a}{x} Umdrehungen der Schnecke, wenn das Schneckenrad a Zähne hat und das Rad 4 muß hierbei \frac{a}{x}\,\frac{z_1}{z_2}\,\frac{z_3}{z_4} Umdrehungen machen, während, das Rad 8 hingegen \frac{a}{x}\,\frac{z_5}{z_8} Umdrehungen macht, wobei z die Zähnezahlen der durch den Index bezeichneten Räder bedeutet. Demgemäß muß das Planetenrad \frac{a}{2\,x}\,\left(\frac{z_1\,z_3}{z_2\,z_4}+\frac{z_5}{z_8}\right) Umdrehungen, oder, wenn z.B. die Räder z5 und z6 direkt ineinander greifen; \frac{a}{2\,x}\,\left(\frac{z_5}{z_8}-\frac{z_1\,z_3}{z_2\,z_4}\right) Umdrehungen ausführen. Damit eine Umdrehung des Planetenrades \frac{1}{x} Umdrehungen des Schneckenrades entspricht, hat man somit nur \frac{2\,x}{a}=\frac{z_5}{z_8}\,\pm\,\frac{z_1\,z_3}{z_2\,z_4} zu machen. Danach bedarf er z.B. nur der Anwendung von zehn Wechselrädern, um sämtliche Kreisteilungen ausführen zu können, wobei der Teilnenner eine Prim- oder zusammengesetzte Zahl bis 100 ist. Um irgend eine Teilung auszuführen, wird nach entsprechender Wahl der Wechselräder mittels einer Aufsteckkurbel auf das Vierkant i1 oder m so weit gedreht, bis die Welle i oder die mit derselben fest verbundene Scheibe h eine Umdrehung gemacht hat. Die genaue Vollendung einer Umdrehung wird durch den wagerechten Stift p gesichert, der an dem um eine lotrechte Achse drehbaren Hebel q angebracht ist und in eine entsprechende Bohrung nächst dem Rande der Scheibe h eingesteckt werden kann, sobald das Loch an einem bestimmten Punkte angekommen ist. Diese Vorrichtung ist nicht nur zur Teilung von ebenen oder mit Rotationsflächen begrenzten Körpern, sondern auch zum Gewindeschneiden brauchbar, indem durch die Welle c die Leitspindel angetrieben wird, und die Welle i als Antriebswelle der Drehbank verwendet wird. R. St. Phosphoreisen. B. Saklatwalla stellte sich, indem er elektrolytisch hergestelltes, reines Eisen mit rotem Phosphor in einer Stickstoffatmosphäre zusammenschmolz, Phosphoreisen mit 24,5 v. H. Phosphor her. Schmelzen mit geringerem Phosphorgehalt gewann er daraus durch Mischen mit reinem Eisen. Durch photographische Aufnahme der Abkühlungskurven von Schmelzen mit verschiedenem Phosphorgehalt und durch metallographische Untersuchung der Schliffe fand Saklatwalla: Phosphor bildet mit Eisen bis zu 1,7 v. H. eine feste Lösung; diese feste Lösung bildet mit der Verbindung Fe3P ein Eutektikum mit 10,2 v. H. Phosphor, das etwas über 1000° erstarrt. Außer Fe3P tritt noch eine Verbindung Fe2P auf, die miteinander ein Eutektikum mit etwa 16 v. H. Phosphor bilden, das bei 960° erstarrt. Schmelzen mit 20,5 und 21,7 v. H. Phosphor bilden kein Eutektikum, sondern Mischkristalle. Die Härte nimmt nicht einfach mit dem Phosphorgehalt zu, sondern zeigt höchste Werte bei den eutektischen Punkten. Der Schmelzpunkt des chemisch reinen Eisens (frei von Kohlenstoff und Schwefel) wurde in drei Bestimmungen bei 1510° gefunden. In einer Kohlenoxydatmosphäre erstarrte das Eisen bei 1410°; es scheint also die Ansicht von Howe, daß Kohlenoxyd von Eisen absorbiert wird, richtig zu sein. [Dissertation der Berliner Technischen Hochschule 1908.] A. Oel-Reservoire aus Stein und Beton. Die gegenwärtig zur Lagerung von Rohöl dienenden Reservoire bestehen aus Eisenblech oder Holz. Sie haben besonders bei großem Fassungsraum den Nachteil, erheblichen Aufwandes an Kosten und Zeit zu ihrer Herstellung. Reservoire aus Ziegelmauerwerk, Stein und Beton wurden bisher ihrer Porigkeit wegen nicht verwendet. Dieser Uebelstand soll in folgender Weise vermieden werden: In ein Betonreservoir, das innen durch einen Zementverputz wasserdicht gemacht worden ist, wird ein unten und oben offener Zylinder aus dünnem Blech gesteckt, der einen ganz geringen Zwischenraum von nur wenigen Millimetern zwischen seiner äußeren Wandung und der Reservoirwandung läßt und im unteren Teil mehrere Durchlaßöffnungen besitzt. In den Zylinder wird zunächst Wasser bis zu einer Höhe von 20-30 cm über den Boden geschüttet und hierauf das Oel. Letzteres verdrängt dann einen Teil des Wassers in den Zwischenraum zwischen den Wandungen des Reservoirs und des Zylinders, den letzteren stützend. Reservoire dieser Art können in allen Größen gebaut werden. Die für den Bau nötige Zeit beläuft sich nur auf vier bis fünf Wochen, während der Bau eines gleich großen eisernen Reservoirs sechs bis acht Monate in Anspruch nimmt. Ein in Rumänien bereits ausgeführtes Reservoir dieser Bauart hat zufriedenstellende Ergebnisse geliefert. [Organ des „Vereins der Bohrtechniker“, XV. Jahrgang, Nr. 19, S. 217.] J.