Titel: Bücherschau.
Fundstelle: Band 322, Jahrgang 1907, S. 592
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Bücherschau. Bücherschau. R. Baumann. Die Festigkeitseigenschaften der Metalle in Wärme und Kälte. Stuttgart 1907. Alfred Kröhner. Preis M. 3,–. Schon frühzeitig haben Versuche gezeigt, daß bei nicht sehr hohen Temperaturen, bei Kupfer z.B. bereits bei + 200° C eine plötzliche Verringerung der Widerstandsfähigkeit der Metalle eintritt. Das Streben nach höherer Leistung und Oekonomie, nach höheren Dampfspannungen und Feuerintensitäten, also die größere Beanspruchung und die höheren Temperaturen lassen die vorliegende Frage in der technischen Praxis eine bedeutungsvolle Rolle spielen. Die Berichte über die bisherigen Forschungsergebnisse sind vielfach in Zeitschriften verstreut und es fehlt an einem klaren Ueberblick, wie weit der bisher gewonnene Stand der Erkenntnis reicht. Für tiefe Temperaturen gilt dies noch mehr als für hohe, und doch ist es für den Eisenbahn- und Brückenbau von größter Wichtigkeit, die Festigkeitseigenschaften der Metalle, insbesondere des Eisens, in strenger Winterkälte zu kennen. Der Verfasser, der bereits durch die Berichterstattung über den mikrographischen Teil in den letzten Abhandlungen Bachs der technischen Welt bekannt geworden ist, hat sich zur Aufgabe gestellt, die bisher bekannt gewordenen Versuche über die Festigkeitseigenschaften der Metalle in Wärme nnd Kälte, sowie die bei der Ausführung derselben verwendeten Anordnungen zu besprechen und so ein Urteil darüber zu ermöglichen, welcher Wert den Ergebnissen der einzelnen Arbeiten zukommt. Zu diesem Zwecke sind die für wesentlich erachteten Arbeiten auf diesem Gebiete in ausführlichen und guten Auszügen vorgeführt. Die Resultate sind durch eine vom Verfasser einheitlich durchgeführte zeichnerische Darstellung gegeben, welche nicht die absoluten Zahlenwerte, sondern Verhältniszahlen der Ziffern bei erhöhter, bezw. erniedrigter und gewöhnlicher Temperatur angibt. Dadurch ist eine unmittelbare Vergleichung der Versuchsergebnisse möglich. Mit besonderer Liebe ist der auf die Kritik der Versuchseinrichtungen und -anordnungen bezügliche Teil durchgeführt. Man wird hierin um so eher ein Verdienst erblicken, als man in dieser Hinsicht nicht sorgfältig genug sein kann, besonders in Rücksicht der hier in Betracht kommenden besonderen Versuchsschwierigkeiten. Stellt die oben erwähnte (auszugsweise und einheitliche) Darstellung den Wert der Schrift für den praktisch tätigen Ingenieur dar, so erfüllt dieser kritische Teil den Zweck, die Grundlage zur vollkommeneren Weiterführung der Forschungen über die bisher nur zum geringsten Teil gelösten Aufgaben zu bieten. Nicht ganz einverstanden kann man aber mit der Auswahl der zur Wiedergabe und Besprechung herangezogenen Arbeiten sein. Der mit der französischen und englischen Literatur Vertraute würde unschwer Arbeiten aus letzter Zeit nennen können, welche eher Aufnahme verdient hätten, als manche der in der Schrift besprochenen kleineren Arbeiten. Dieser bis zu einem gewissen Grade subjektive Einwand soll jedoch keine Beeinträchtigung des unleugbar großen Verdienstes Baumanns sein. Möge er den durch die Verfassung des Buches in dieser Frage gewonnenen tiefen Einblick ausnützen und eigene Versuche in großem Maße ausführen! A. L. Die Luftseilbahnen. Ihre Konstruktion und Verwendung. Von P. Stephan. Berlin, 1907. Julius Springer. Das vorliegende Buch bildet die Einzeldarstellung eines der wichtigsten und interessantesten Zweige der Massengüterförderung. Zweck der Arbeit ist in erster Linie, bei der Anlage einer Luftseilbahn dem Besteller die Auswahl des richtigen Systems und der günstigsten Anordnung zu erleichtern, daneben will der Verfasser dem entwerfenden Ingenieur konstruktive und rechnerische Unterlagen geben. Der erste Abschnitt bringt außer einer historischen Ueberschrift für alle Bauarten gemeinsame Angaben über die konstruktive Ausführung der Trag- und Zugseile, sowie über die Bestimmung der unter dem Einflüsse des Eigengewichtes, des Winddruckes und der Wagenlasten auftretenden Durchhänge und Spannungen. Auf die Vergrößerung der Beanspruchung des Tragseiles infolge Biegung an der belasteten Stelle, ebenso auf die Frage, welchen Einfluß der Biegewiderstand des Tragseiles auf die Vermehrung dss Fahrwiderstandes hat, geht der Verfasser nicht einDer erstgenannte Punkt ist neuerdings in einer sehr beachtenswerten Abhandlung von Jsaachsen in der „Zeitschrift des Vereins deutsch. Ing.“ 1907, S. 652, ausführlich erörtert worden.. Der zweite Abschnitt behandelt das englische Seilbahnsystem, das bekanntlich gekennzeichnet wird durch die Vereinigung von Trag- und Zugorgan. Die Last stützt sich mittels eines Auflagerschuhes auf das in Bewegung befindliche Seil. Diese Bahnen können wegen der Gefahr des Gleitens in der älteren Ausführung nur Steigungen bis etwa 1 : 7, mit verbesserten Kuppelapparaten jedoch noch solche von 1 : 2,5 nehmen. Vollkommener ist das im dritten Abschnitt ausführlich besprochene deutsche Seilbahnsystem mit getrenntem Trag- und Zugseil, da es Steigungen von 45° und größere Förderleistungen zuläßt. Der Verfasser teilt ein in Bahnen mit ständig umlaufendem Zugseil und solche mit hin- und hergehendem BetriebAls kürzer und besser möchte ich vorschlagen: Bahnen mit Ring- bezw. Pendelbetrieb.. Die konstruktiven Einzelheiten, unter denen namentlich die Kuppelapparate interessieren, werden, ebenso wie im vorigen Abschnitt, vorzugsweise beschreibend behandelt. Rechnerische Untersuchung finden die Traggerüste nebst Fundierung und Schutznetzen, sowie die Antriebsleistung. Die von Bleichert aufgestellte Formel der „Hütte“ für den Kraftverbrauch ist nicht wiedergegeben, weshalb auf diese besonders aufmerksam gemacht werden soll. Mit Hilfe von Beispielen erläutert der Verfasser Gesamtanordnung, Linienführung und Stationseinrichtungen, sowie die Anwendung der Seilbahnen auf Beschüttung von Lagerplätzen und Begichtung von Hochöfen. Den Schluß des Abschnittes bildet ein kurzes Kapitel über Anlagekosten und Wirtschaftlichkeit. Der vierte Abschnitt enthält eine Darstellung der Seilbahnkrane und Schiffsbekohlungssysteme. Der hierfür angewandte Sammelname „Blondins“ ist nicht allgemein üblich und dürfte auch für den allgemeinen Gebrauch wenig geeignet sein. Der Abschnitt ist etwas kurz gehalten und geht auf die besonderen Eigentümlichkeiten der verschiedenen Systeme nicht in einer ihrer Bedeutung und der Ausführlichkeit der anderen Abschnitte entsprechenden Weise ein. Trotz einzelner Unvollkommenheiten gibt die Stephansche Arbeit, im ganzen genommen, eine gute und klare Darstellung des heutigen Standes des Luftseilbahnbaues, die bei Errichtung oder Umbau derartiger Anlagen zu Rate gezogen zu werden verdient und auch dem Konstrukteur manchen nützlichen Wink geben wird. Die Ausstattung des Buches entspricht dem Rufe des Verlages. Stuttgart. Georg v. Hanffstengel. Bei der Redaktion eingegangene Bücher. Wissenschaft und Bildung. Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des Wissens. Herausgegeben von Privatdozent Dr. Paul Herre. Die Elektrizität als Licht- und Kraftquelle. Von Dr. P. Eversheim, Privatdozent in Bonn. Leipzig 1907. Quelle & Meyer. Preis geh. M. 1,–, geb. M. 1,25. Die Bakterien und ihre Bedeutung im praktischen Leben. Von Dr. H. Miehe, Privatdozent in Leipzig. Leipzig 1907, Quelle & Meyer. Preis geh. M. 1,–, geb. M. 1,25. Dr. J. Fricks Physikalische Technik oder Anleitung zu Experimentalvorträgen sowie zur Selbstherstellung einfacher Demonstrationsapparate. Siebente vollkommen umgearbeitete und stark vermehrte Auflage von Dr. Otto Lehmann, Prof. der Physik a. d. technischen Hochschule in Karlsruhe. In zwei Bänden. Zweiter Band. Erste Abteilung. Mit 1443 Abb. und drei Tafeln. Braunschweig, 1907. Friedrich Vieweg & Sohn. Preis geh. M. 20,–, geb. M. 22,–.